ADB:Facius, Friedrich Wilhelm

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Artikel „Facius, Friedrich Wilhelm“ von Carl August Hugo Burkhardt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 530–531, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Facius,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 02:03 Uhr UTC)
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Facius: Friedrich Wilhelm F., geboren 1764 in Greiz, starb in Weimar den 4. Mai 1843. Bis zum 18. Jahre blieb er im elterlichen Hause, um nach dem Wunsche des Vaters sich im kaufmännischen Geschäfte auszubilden. Je mehr der Vater den Trieb für die künstlerischen Bestrebungen bekämpfte, desto mehr lag der Sohn denselben ob, wenn er auch genöthigt war, diesen im Verborgenen zu huldigen und die unbewachten Augenblicke in einsamer Nacht auszubeuten. Erst als sich der junge Mann durch die Anfertigung eines kaufmännischen Kundschaftsbriefes eine kleine Summe verdient hatte, änderte der Vater, dem ein Verständniß für die Kunst und den Kunsterwerb abging, seine Meinung und ließ den Sohn gewähren, der aus dem väterlichen Geschäfte ausschied und in Dresden sich der Graveurkunst widmete. Von Dresden kehrte er in seine Vaterstadt zurück, um sich als Graveur zu beschäftigen; ging dann 1788 nach Weimar und ward von Goethe bewogen, die Steinschneidekunst zu erlernen, in der er die ersten Versuche machte, indem er auf Grund der von Goethe gemachten Schilderungen sich Werkzeuge und Maschinen selbst anfertigte. Hierauf ging er zum zweiten Male nach Dresden, um bei dem Steinschneider Dettelbach in dieser Kunst Unterricht zu nehmen, kehrte nach Weimar zurück, wo er bis zu seinem Tode blieb und bekanntlich das Hervorragendste in seiner Kunst leistete. F. wurde den 6. November 1829 zum Hofmedailleur, den 5. Juni 1840 zum Professor ernannt. Indem der Künstler ein völlig abgeschlossenes Leben führte und ausschließlich seinem Berufe lebte, war er außerordentlich reich an künstlerischen Schöpfungen, die zum großen Theil noch im Besitze seiner gleichfalls berühmten Tochter Angelica sich nachweisen lassen und nach vielen Hunderten zählen. Zu den bedeutendsten Arbeiten in Stahl und Stein gehören die Köpfe von Homer, Mercur, Sokrates, Hercules, Medusa, Hebe, Nemesis, Leda, Meleager, Euripides, Alcibiades, Aesculap etc. Von seinen Medaillen sind zu nennen die auf die Zusammenkunft Kaiser Alexanders und Napoleon’s zwischen Erfurt und Weimar, auf Wieland’s achtzigjährigen Geburtstag für die Loge Amalia zu Weimar, auf Wieland’s Tod, Feuerbach’s Abgang von Jena etc. [531] Außerdem war F. ein genauer Kenner und sorgfältiger Beobachter der Natur, der er vieles abzulauschen verstand. Er war der Erfinder und Verfertiger wohlriechender Schmucksachen, stellte eine geschätzte Tragantmasse her, deren vielfältige Verwendung in den Kriegsjahren die Familie im wesentlichen ernährte, und erfand eine beim weimarischen Schloßbau vielfach in Anwendung gekommene Stuckmasse, die mit der Zeit die Härte eines festen Steins erreichte. Auf „dem eignen Gebiete der Kunst“ wußte er dem verarbeiteten Stahl eine unangreifbare Politur zu geben, eine Erfindung, die leider, so viel sich ermitteln läßt, mit dem Erfinder wieder zu Grabe getragen worden ist. – Von seinen fünf Kindern bildete er nur seine am 14. October 1806 geborene Tochter Angelica für die ähnliche künstlerische Laufbahn vor. – F. hatte, wie seine noch vorhandenen Portraits zeigen, ein anziehendes Aeußere; sein funkelndes Auge, seine sokratische Stirn sprachen für seine geistige Bedeutung. Dabei war er höchst anspruchslos; nur eines erfüllte ihn mit stolzem Bewußtsein, sich selbst die Wege zur Kunst geebnet zu haben; gern erzählte er von den Kämpfen im väterlichen Hause. Friedrich Preller und Heinrich Müller haben ihn wiederholt gezeichnet, ersterer im 73. und 75. Lebensjahre, Müller bereits im J. 1829. Die Bilder sind trefflich, vor allem höchst charakteristisch.

Nach Familiennachrichten. Vgl. ferner Gräbner’s Weimar. v. Biedenfeld’s Weimar.