ADB:Fürer von Haimendorf, Christoph (Großkaufmann)

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Artikel „Fürer, Christoph“ von Georg Wolfgang Karl Lochner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 206–207, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%BCrer_von_Haimendorf,_Christoph_(Gro%C3%9Fkaufmann)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:17 Uhr UTC)
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Fürer: Christoph F., geb. am 9. Mai 1479, † am 29. April 1537, war der Sohn Sigmund Fürer’s, des ersten seines Geschlechts, der an Ostern 1501 in den kleinen oder regierenden Rath gewählt worden, aber am 1. Sept. desselben Jahres an einer Operation gestorben war, und seiner zweiten Frau, Anna Tucherin, die ihrem Ehegemahl das Gut Haimendorf zubrachte, von dem sich das Geschlecht noch heute schreibt. Da er selbst seinen Lebensgang aufgezeichnet hat, so weiß man, daß er zuerst die lateinische Schule im heil. Geist-Spital besuchte, dann zu einem Schreiblehrer, Bernhart Hirschfelder, der Guldenschreiber genannt, hierauf zu einem Rechenmeister, Ruprecht Kolberger, in Unterricht gegeben wurde, worauf ihn sein Vater, da er sich dem Geschäftsleben widmen sollte, 1492 als etwa 13jährigen nach Venedig schickte, um dort die Handlung zu erlernen. Nach dreijähriger Lehrzeit ließ ihn sein Vater wieder nach Nürnberg kommen und schickte ihn, um eine Probe zu machen, mit 3000 Dukaten wieder hinein, welche Probe er gut bestand und mit diesem Geld ziemlich glücklich [207] war. Hierauf that ihn, als 18–19jährigen Jüngling, sein Vater auf die Hütten von Gräfenthal und später nach Eisleben, um dort die Angelegenheiten seines Hauses, das einen sehr bedeutenden Handel mit Hüttenproducten trieb, zu wahren, und vom 21., als sein Vater starb, bis 33. Lebensjahre, führte er zu Nürnberg den gesammten Arnstädter Handel des Hauses. Dabei hatte er Gelegenheit, seine in Venedig erwachte Neigung zu kriegerischer Thätigkeit zu befriedigen, theils in ernstlichem Kriege 1504 gegen Landshut, und 1508 im Interesse des Kaisers gegen Venedig, theils in Gesellenstechen, deren er selbst gedenkt. Am 28. Jan. 1512 heirathete er Katharina, Hannsen Imhof’s und Katharina Mufflin Tochter, von welcher Ehe das noch jetzt bestehende Geschlecht abstammt. An Ostern 1513 kam er, zuerst als Alter Genannter, in den Rath, dem er bis 1528 angehörte, und war in dieser Stellung gleich anderen des Raths auf mancherlei Weise thätig, ging 1515 als Rathsbotschaft zu Kaiser Max, war 1518 Hauptmann zu Heimburg, zog als Oberster der Stadt 1519 gegen den Herzog Ulrich von Würtemberg, wohnte auch 1525 dem Religionsgespräch bei, meldete aber schon 1526 sich zum Austritt an, der ihm jedoch erst 1528 gewährt wurde. Als Gründe dafür gibt er die Geschäfte seines Hauses an, die sich bei seiner Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten eher verschlimmert als gebessert hätten, und die Unlust, in den religiösen Streitigkeiten Partei zu nehmen. Unstreitig war letzteres das für ihn entscheidende Motiv. Als ein wirklich frommer Mann und mit klarem Blick die beiden Parteien, die neue Lehre und den alten Glauben unbefangen würdigend, verkannte er die Schwächen der einen eben so wenig als die der anderen, an der ihm zumal das übergroße Gewicht anstößig war, das auf den bloßen Glauben gelegt wurde. Hiervon geben zahlreiche Briefe und Bedenken Zeugniß, die er in seinem Geheimbuch niederlegte. Daß er in dieser zuwartenden Stellung sich nicht zum Haupt einer Partei aufwarf, noch überhaupt Opposition machte, die nur fruchtlos gewesen wäre, ist begreiflich, während sein älterer Bruder Sigmund, seit 1500 mit Barbara, Fritz Holzschuher’s Tochter, verheirathet, aber erst 1518 in den Rath gewählt, ein eifriger Parteigänger der neuen Richtung und auch sonst ein thätiger Beförderer aller neuen Einrichtungen war, von denen er sich um das Armenwesen namentlich wesentlich verdient machte. Doch standen beide Brüder einander nicht feindlich entgegen und gingen namentlich in Einem Punkte, nämlich in der Förderung des Klosters Gnadenberg, Hand in Hand, so daß sie es nicht nur ummauern ließen, weshalb die Aebtissin Katharina Königsfelderin, als sie 1518 die Rechnung einschickte, sie die zweiten Begründer und Stifter dieses Klosters nannte, sondern auch die Klosterkirche, die, wie noch aus den Ruinen zu erkennen, einst ein stattlicher Bau gewesen war, hauptsächlich aus ihren Mitteln neu aufführen ließen. Sigmund F., kinderlos gestorben, überlebte seinen Bruder Christoph um 10 Jahre, der bis nahe an sein Ende mit Rathschlägen und Bedenken, das gemeine Beste betreffend, unermüdet beschäftigt war. Er starb, wie oben gesagt, am 29. April 1537 zu Haimendorf, begraben zu Gnadenberg, in Ehren gehaltener Ahnherr seines Geschlechts.

Will, Münzbelustig. II. 97. – In meinen geschichtlichen Studien, Nbg. 1836. 8.: Aus dem Leben Christoph Fürer’s des Aelteren, S. 68 ff.