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Artikel „Esens, Balthasar von“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 27–28, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Esens,_Balthasar_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 11:25 Uhr UTC)
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Balthasar oder Baltzer, Häuptling, Dynast, Capitan oder Graf (wie er sich nannte) von Harlingerland, d. h. Witmund und Esens in Ostfriesland, regierte sein Ländchen von 1522-1540. Er ist einer der wildesten Gesellen in [28] jenen wildesten Zeiten der friesischen Lande, wie sein Vater Hero Omken und auch sein Großvater mütterlicherseits Gerhard der Streitbare von Oldenburg. Seine Mutter hieß Irmgard, seine drei älteren Brüder waren vor ihm gestorben oder gefallen: Sibo 8. April 1520 im Dienste Christian II. in Schweden, Kaspar im Sturm vor Kongsberg (Norwegen) 5. April 1521. Mord, Raub und Brand bezeichnen das Thun dieses frevlen Geschlechtes, Naturereignisse halfen weiter das Land zu verwüsten. Die unbändige Häuptlingsnatur lehnte sich besonders gegen die neue Herrschaft der Grafen von Ostfriesland auf. 1524 wurde Esens von diesen belagert; dann Vertrag. 1529 brannte B. das Kloster von Esens nieder, als Bollwerk der Feinde, und der Raubkrieg war wieder im Gange, 1530 wurde B. unterworfen und mußte dem Grafentitel entsagen. 1531 war die Fehde wieder ausgebrochen, B. benutzte den Kampf wegen des Jeverlandes um 14 Fähnlein anzunehmen, Kniphausen kaufte seinen Raubzug ab, dann wurde das Land des Grafen Enno jämmerlich verheert: „de Kresen (Chrisam) heft dat Für van der Kerken nicht gewandt“, und B. verband sich mit Karl von Geldern, der Ostfriedland durch Bernhard von Hackfurt verheeren ließ. Diese Landsknechte, welche Christian II. nach einer Versöhnung zwischen den Kriegsführenden in Sold nahm, sind die des Liedes bei v. Liliencron, „Hist, Volkslieder“ IV. S. 44 ff., dessen Dichter,Meinert von Hamme, auch in den folgenden Jahren Hauptführer Balthasars ist. 1533 kam B. abermals mit 14 Fähnlein ins Rheiderland gebrochen, vernichtete das Landesaufgebot bei Jemgum, durch ganz Ostfriedland war „Mord, Raub, Brand und Schatzung geschwinde groß“, und ebenso im folgenden Jahre; die nächste Zeit hielt sich B. ruhiger. Wie zu Lande so wüstete er über Meer, die Fehde mit den Dithmarsen in Büsum erbte er vom Vater (noch vor 1500), sie dauerte in wechselseitigen Raubzügen bis 1540. Nach seinem Tode kam das Land durch seine Schwester Anna an die Ritberger Grafen, deren Haus später auf ganz Ostfriesland Anspüche erhob.

Hieronym. Grestius, Reimchron. von Harlingerland, ed. Möhlmann. Wiarda.