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Artikel „Hohenems, Marx Sittich I. von“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 512–514, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ems,_Marx_Sittich_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 21:21 Uhr UTC)
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Hohenems *): Marx Sittich I. v. H., österreichischer Vogt und Obersthauptmann im Vorarlberg, † 1533; war gebürtig aus einem ritterlichen Geschlechte Rätiens, das anfänglich in Ems ob Cur (Welsch-Ems, zwischen Cur und Reichenau) und im vorarlbergischen Ems unterhalb Feldkirch (Hohenems), seit Mitte des 13. Jahrhunderts ausschließlich an letzterem Orte saß und, mannigfach verzweigt, bis Anfangs des 16. Jahrhunderts in den Reihen der österreichischen Vasallen im Vorarlberg und Schwaben und unter der schwäbischen Ritterschaft erscheint. Eigengut, Reichslehen, Lehen von den Grafen von Montfort, vom Hause Oesterreich, von den Bischöfen von Cur etc. bildeten den Besitz des Geschlechtes. Schon 1195 bestand die Burg Hohenems, wo der geblendete Sohn König Tankreds von Sicilien, Wilhelm, als Gefangener Kaiser Heinrichs VI. sein Leben vertrauerte. Im 13. Jahrhundert machte sich der epische Dichter Rudolf v. Ems (s. Bd. VI S. 94) bekannt. 1343 entstand Burg Neu-Ems, auch Glopper genannt, jetzt noch erhalten, während dagegen die alte Hohenems, nachdem beide Burgen 1407 von den Appenzellern zerstört, aber wieder aufgebaut worden waren, in den letzten Jahrhunderten nach und nach zerfiel. Bei Sempach fiel 1386 Egloff v. Ems, der unter der damaligen Ritterschaft großen Ruhmes genoß. Der Mann aber, der zuerst das Geschlecht zu größerer und bleibender Bedeutung hob, war Marx Sittich I. von Ems, zubenannt von der Hohenems. Um 1470/80 geboren, von herkulischer Gestalt und Kraft, zeichnete er sich unter Kaiser Maximilian I. und Karl V. aus und gründete zugleich durch erworbenen Reichthum und kaiserliche Verleihungen die auf seine Nachkommen vererbte Herrschaft H. Neben einem Verwandten, Jakob v. Ems, war H. unter den Hauptwerbern und Führern der deutschen Landsknechte damaliger Zeit, die in Deutschland, Italien und Ungarn fochten und von denen gerade aus den vorarlbergischen Thälern so viele der Fahne folgten, daß das Ländchen den Spottnamen „das Landknechtslandel“ erhielt. 1499 (7. April) im St. Gallischen Rheinthal gegen eine schweizerische Truppe siegreich, deren Anführer, Rudolf Giel, er im Zweikampfe tödtete, am 10. April 1500 bei Novarra unter Herzog Ludwig Moro’s von Mailand Landsknechten und von den Franzosen gefangen, stand H. schon 1501 wieder im Felde. Unter den kaiserlichen Truppen, die über Triest, Ancona und Aquila dem spanischen Heere Cordoba’s im Neapolitanischen zu Hülfe zogen, theilte H. sich mit dem Fürsten Rudolf von Anhalt in den Befehl der Landsknechte und focht unter Cordoba in den siegreichen Treffen von Seminara und von Cerignola (29. April 1503) und bei der Einnahme von Neapel gegen die Franzosen. 1504 diente er Kaiser Maximilian I. im Landshuter Erbfolgekrieg, 1508 gegen die Venetianer. Hier war er einer der kaiserlichen Befehlshaber in der Feste Peitelstein (Botestagno im Ampezzothal), wurde aber bei der Niederlage seines Vorgesetzten, Trautson, gegen den venetianischen Feldherrn Alviano im Cadorethal (10. März 1508) gefangen, nach Venedig gebracht und erst durch des Kaisers Waffenstillstand mit der Republik vom 6. Juni 1508 wieder frei. Im folgenden Jahre nahm er im kaiserlichen Heere an der Einnahme von Verona, Vicenza und Padua und nach Wiederbesetzung letzterer Stadt durch die Venetianer an der Belagerung von Padua Antheil, die anfangs October 1509 ruhmlos zerging. Wie sein Verwandter, Jakob v. Ems, vor Padua verwundet, scheint H. bei Auflösung des kaiserlichen Heeres in seine Heimath zurückgekehrt zu sein, während Jakob v. Ems unter Fürst Rudolf von Anhalt in Verona zurückblieb, in Verbindung mit den Franzosen gegen die Venetianer und Papst Julius II. focht und, nach vorübergehender Gefangenschaft bei ersteren im Herbste 1510, anfangs 1511 mit ein paar tausend Landsknechten, [513] begleitet von seinen Brüdern förmlich in französischen Dienst unter Nemours trat. Wie sein großer Feldherr selbst fiel er bei Ravenna (11. April 1512). Bestattet von seinem Bruder Burkard, betrauert von Bayard, dessen Achtung und Vertrauen er besaß, von Hutten dichterisch gefeiert, ruht er im Dome zu Modena. H. aber trat 1511 wieder unter die kaiserlichen Fahnen, wurde bei der raschen, aber auch nur vorübergehenden Eroberung von Friaul zum Landobersten daselbst ernannt, nahm 1516 unter Georg von Frundsberg an der Vertheidigung von Verona Antheil, befehligte 1519 den österreichischen Zuzug im schwäbischen Bundesheer gegen Herzog Ulrich von Württemberg, 1521 unter Nassau die kaiserlichen Landsknechte in der Champagne, in Mouzon und vor Mezières, wo er mit seinem Regimente den Rückzug deckte und kämpfte 1523–25 wieder in der Lombardei gegen die Franzosen. Bei der Vertheidigung von Mailand gegen Bonnivet 1523, im Treffen von Romagnano an der Sesia am 24. April 1524, vorzüglich in der Schlacht von Pavia am 25. Februar 1525 nahm er ruhmvollen Antheil an den Waffenthaten des Heeres. Auch noch 1528 kämpfte er in Italien. Als Befehlshaber von 12,000 Landsknechten zog er damals unter Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig des Kaisers Feldherrn Leyva über die Berge zu Hülfe, mußte aber mit dem Herzoge heimkehren, als das Heer nach fruchtloser Belagerung von Lodi ruhmloser Auflösung verfiel. Die 30 Jahre Kriegsdienst waren ihm inzwischen nicht hingegangen, ohne daß er, bereichert und von kaiserlicher Gunst bedacht, auch in der Heimath sich eine ansehnliche Stellung errang. Schon am 29. November 1513 von Kaiser Maximilian I. zum Vogte der österreichischen Hälfte der Herrschaft Bregenz und Obersthauptmann der vorarlbergischen Landschaften ernannt, erhielt er am 15. Mai 1521 für sich und seine Unterthanen die Exemtion von allen Land-, Hof- und anderen Gerichten, d. h. Erhebung seines durch Ankäufe mehr und mehr arrondirten Besitzes zur selbständigen Herrschaft Hohenems. 1514 empfing er Bregenz zum Pfandbesitz von Oesterreich und 1529, als Bürge für Erzherzog Ferdinand bei dessen Ankauf der gräflich montfortischen Hälfte von Bregenz, die Zusicherung erblichen Besitzes der Vogtei Bregenz, so lange diese Bürgschaft bestehen bleiben werde. H. griff aber auch in die Angelegenheiten der heimischen Lande mit der ganzen Rauheit des Kriegsmannes ein. Von Pavia zurückgekommen, warf er im Bauernkriege von 1525 die Bauern im Hegau nieder und machte sich durch die grausame Härte furchtbar, womit er eine Schaar Gefangener dem Tode durch den Strang an den Bäumen längs der Lieblach unweit Bregenz („Henker-Eichen“) überlieferte. Und als 1529 die Reformation von Zürich und von der Stadt St. Gallen aus im Aebtisch-St. Gallischen Gebiete Ausbreitung fand, Abt Kilian aber vor ihr aus den Stiftslanden entwich und unter Hohenems’ Schutze im vorarlbergischen Wolfurt eine Zuflucht suchte, unternahm H. am 23. Juni 1529 den Versuch, von Bregenz aus die fürstliche Landschaft und die Stadt St. Gallen mit einer Söldnerschaar von 1100 Mann zu überfallen. Aber ehe die Ueberfahrt über den See bewerkstelligt war, wurden seine Anstalten bemerkt. Von Rheinek abwärts bis Stein erging dem ganzen Bodensee nach der Landsturm auf dem schweizerischen Ufer und H. fand es gerathen nach Bregenz zurückzukehren, nachdem er noch sein Geschütz gegen jenes losgebrannt hatte. Natürlich war und blieb er ein entschiedener Gegner der Reformation. Unter König Ferdinands I. Räthen und Gefolge erschien er auf dem Reichstage zu Augsburg im Juli 1530 und diente dann dem Könige als Oberster über 26 Fähnlein Landsknechte im Kriege wider Zapolya in Ungarn. Ungewiß ist, ob er den König schon 1527 nach Ungarn begleitete und auch über seine Thaten in diesem späteren Feldzuge ist nichts Näheres bekannt. Nach langwieriger Krankheit starb [514] H. 1533 in Bregenz; im Erbbegräbniß der Familie zu Hohenems fand er seine Ruhestätte.

Bergmann, Jos., Die Edlen von Ems zu Hohenems im Vorarlberg, in Denkschriften der kaiserl. Akademie, 10. Bd., Wien 1860 (woselbst auf S. 170 ein Bildniß von H.) und die zum vorhergehenden Artikel genannten Arbeiten desselben Verfassers und Strambergs.

[512] *) Zu Bd. XII S. 672.