Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ehmann, Karl (v.)“ von * in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 284–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ehmann,_Carl_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 13:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ehlert, Louis
Band 48 (1904), S. 284–285 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Ehmann (Ingenieur) in der Wikipedia
Karl Ehmann in Wikidata
GND-Nummer 101727976
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|48|284|285|Ehmann, Karl (v.)|*|ADB:Ehmann, Carl von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101727976}}    

Ehmann: Dr. Karl (v.) E., württembergischer Baudirector, geboren am 24. September 1827 als einziges Kind des damaligen Fabrikdirectors bei der vormals Bockshammer’schen Baumwollspinnerei in Berg-Cannstatt-Eßlingen, erhielt eine sorgfältige Erziehung und absolvirte mit Erfolg die damaligen Bildungsanstalten: Pädagogium in Eßlingen, philolog. Institut Kornthal und bis zum 15. Lebensjahr das Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stuttgart. Alsdann widmete er sich dem Studium der mathematischen Wissenschaften, insbesondere des Ingenieurfaches und speciell der Maschinenkunde, besuchte das damals ins Leben getretene Polytechnikum in Stuttgart und machte sodann Studienreisen nach München, Karlsruhe, Frankreich und England.

In den 40er Jahren trat E. als technischer Assistent bei der k. k. Ferdinand-Nordbahn in Dienst und war längere Zeit in Olmütz in dieser Eigenschaft. 1847 begab sich der strebsame Ingenieur nach England und später nach Nordamerika, wo er sich bald eine angesehene Stellung verschaffte und als technischer Director großer Industrieanstalten, beim Wasserbauwesen im Norden, bei Zucker- und Baumwollplantagen im Süden, in Alabama, Mont Gomery, Neu-Orleans u. s. w. ein Jahrzehnt lang thätig war. 1857 kehrte E. mit Rücksicht auf seine Eltern in seine Heimath zurück und ließ sich als Civilingenieur in Stuttgart nieder. Als solcher lenkte er bald die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Wasserversorgungswesen in Stadt und Land, ein damals noch wenig bekanntes Gebiet der öffentlichen Gesundheitspflege. April 1865 erfolgte unter dem Ministerium Geßler eine amtliche Empfehlung des damaligen Privatingenieurs zur technischen Berathung der Gemeinden, Corporationen und Stiftungen; und gar bald zeigte sich, wie viele Bedürfnisse in dieser Richtung im Lande vorlagen. Unter seiner gediegenen, zuverlässigen Leitung entstanden in wenigen Jahren eine Reihe Wasserversorgungen neueren Stils, und es häuften sich die Gesuche um technische Berathung und Unterstützung derart, daß schon 1869 ein Bauamt mit einem bestimmten, auf Wasser-, Hoch- und Maschinenbau sich erstreckenden Wirkungskreis für das öffentliche Wasserversorgungswesen gegründet wurde, um die stetig wachsenden Aufgaben bewältigen zu können.

In diese Zeit fällt der Anfang seines größten Werkes, der Alb-Wasserversorgung, welches E. in großartigen Zügen entwarf, und welches unter seiner persönlichen Leitung zur Ausführung gelangte. Sein Gedanke, durch gruppenweises Zusammengehen einer Anzahl von Gemeinden je mittelst eines Pumpwerkes mehrere Ortschaften gleichzeitig mit Quellwasser aus dem Thale zu versorgen, gab allein den Weg zur Lösung der schwierigen Aufgabe. Da die Kalkschichten des weißen Jura bekanntlich sehr stark zerklüftet sind, so fallen die Meteorwasser im Erdinnern rasch in die Tiefe und bilden in den stark eingeschnittenen Seitenthälern des Neckars und der Donau reiche Quellen, welche nun meist durch die Wasserkraft selbst nach den Alborten bis zu 310 m senkrechter Höhe gepumpt werden.

Unter Ehmann’s persönlicher Leitung entstanden neun Gruppen mit 101 Ortschaften und 40 000 Einwohnern, während nach seinem Rücktritt von 1883 an weitere neun Gruppen mit zusammen 166 Gemeinden und 46000 Einwohnern des Wassers theilhaftig wurden – alle nach dem von E. eingeführten, erprobten System. Der verstorbene Abgeordnete Moriz Mohl sagte am April 1883 in der Abgeordnetenkammer, als er von der „großartigen und ruhmwürdigen Alb-Wasserversorgung“ sprach, dieselbe sei deshalb so glücklich ausgefallen, weil Württemberg das seltene Glück hatte, einen Ingenieur zu besitzen, der in dieser Beziehung das Größte und Vortrefflichste geleistet habe.

Im Juli 1871 war E. vom k. Finanzministerium zum Collegialmitglied [285] der k. Domänendirection, der Forstdirection und des Bergraths mit dem Titel und Rang eines Oberbauraths ernannt worden. Neben den vielen Aufgaben in zwei Departements beschäftigte er sich noch mit Bearbeitung zweier größerer Fachschriften, „Das öffentliche Wasserversorgungswesen im Königreich Württemberg“ (1886) und „Die Versorgung der wasserarmen Alb mit fließenden Trink- und Nutzwassern und das öffentliche Wasserversorgungswesen im Königreich Württemberg“ (1871). Die Wasserversorgungen der Städte Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Tübingen, Eßlingen u. s. w., sowie einer großen Anzahl von Landgemeinden stammen von ihm, ebenso hat er die Wasserleitungen der staatlichen Anstalten Winnenthal, Hohenheim, Rottenburg, Hohenasperg, Solitude, Weißenau, Wildbad erstellt. Sein Ruf ging weit über die Grenzen Württembergs. Neben vielen hohen Orden des In- und Auslandes wurde er von der kaiserl. Bauakademie in Berlin zum außerordentlichen Mitglied und von der Landesuniversität zum Doctor honoris causa ernannt. 1883 erhielt er den Titel Baudirector. Er starb am 30. April 1889 zu Stuttgart.

*