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Artikel „Dienger, Josef“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 683, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dienger,_Josef&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:59 Uhr UTC)
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Band 47 (1903), S. 683 (Quelle).
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Dienger: Josef D., Mathematiker, geboren am 5. November 1818 in dem badischen Dorfe Hausen an der Möhle unweit von Breisach, † am 11. November 1894 in Karlsruhe. Nachdem D. bereits einige Zeit Lehrer an der katholischen Kantonsschule zu Disentis in der Schweiz gewesen war, machte er es möglich, sich in Genf, dann in Karlsruhe tieferen Studien hinzugeben. Er war Lehrer an der höheren Bürgerschule in Ladenburg a. Neckar, kam von da in gleicher Eigenschaft nach Sinsheim, 1849 als Vorstand der höheren Bürgerschule nach Ettenheim. Im folgenden Jahre 1850 wurde D. Professor der Mathematik am Polytechnikum in Karlsruhe, legte aber 1868 die Professur krankheitshalber nieder. Später wurde er Director der Karlsruher Versorgungsanstalt auf Gegenseitigkeit und blieb in dieser Stellung bis zu seinem Tode. D. war ein ungemein fruchtbarer Schriftsteller. Zahlreiche Abhandlungen von ihm erschienen in Grunert’s Archiv, andere in Crelle’s Journal und in sonstigen Zeitschriften. Ueberdies verfaßte er Lehrbücher über viele Einzelgebiete der Mathematik, welche theilweise wiederholt aufgelegt werden mußten. Dennoch kann man nicht behaupten, daß seine mathematischen Leistungen sich durch besonderen Gedankenreichthum auszeichneten, der ihnen bleibenden Werth verliehen hätte. Um so bleibender sind die Verdienste, welche er sich als Leiter der Versorgungsanstalt erwarb. Insbesondere ist die Einführung der dem jedesmaligen Deckungsfond der Versicherten proportionalen Dividende sein Werk, welches anfangs geschmäht und verlästert allmählich allgemeinen Boden gewannen. D. vertheidigte sein Verfahren und die ganze Geschäftsführung der von ihm geleiteten Anstalt von November 1879 bis Mai 1888 in 103 Mittheilungen der Direction an die Vertreter der Anstalt und entwickelte darin eine große Schlagfertigkeit neben einer gewissen urwüchsigen Grobheit, welche in derartigen Schriftstücken ziemlich allgemeine Uebung zu sein scheint, während sie bei Mißhelligkeiten zwischen D. und anderen Mathematikern auf weniger geschäftsmäßigem Boden nicht so gut angebracht war und ihm sogar den auf seine Ausdrucksweise sich beziehenden Beinamen des Gröbsten der Europäer eintrug.