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Artikel „Didymus, Gabriel“ von Gustav Leopold Plitt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 117, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Didymus,_Gabriel&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 06:44 Uhr UTC)
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Didymus: Gabriel D. (Zwilling), protestantischer Theologe, ward um 1487 zu Joachimsthal in Böhmen geboren, ein Sohn des dortigen Stadtrichters Johannes D. Er begann seine Studien in Prag. Im Frühling des J. 1517 war er Mitglied des Augustinerconvents in Wittenberg, damals, wie es scheint, erst eben in den Orden eingetreten. Er schloß sich bald an Luther an und war unter den Ersten, die im Herbste 1521 das Kloster verließen. Von stürmischem Eifer hingerissen, betheiligte er sich an den Versuchen Karlstadt’s, den Gottesdienst und das kirchliche Leben schnell und rücksichtslos umzugestalten. Seine bedeutende Redegabe drängte ihm die Rolle eines Führers auf. Am Neujahrstage 1522 predigte er unter großem Zulauf des Volkes zu Eilenburg an der Mulde und theilte ohne voraufgegangene Beichte das Sacrament unter beiden Gestalten aus. Doch genügte Luther’s Rückkehr nach Wittenberg, um ihn zur Besinnung zu bringen. Er bereute das Vorgefallene so ernstlich, daß Luther gutes Vertrauen zu ihm behielt und ihn, nachdem er eine kurze Zeit in Düben an der Mulde gepredigt hatte, schon im April des Jahres dem Rathe von Altenburg, der einen evangelischen Prediger begehrte, dringend empfahl. Die Abneigung des Kurfürsten und das Widerstreben der katholischen Partei verhinderte seine Anstellung in dieser Stadt, aber im nächsten Jahre ward er als Pfarrer nach Torgau berufen, wo er, später Superintendent, bis 1549 blieb. Wegen seines Widerstandes gegen die Durchführung des Interims ward er vom Kurfürsten Moritz entsetzt und nach Wittenberg ins Gefängniß geschickt. Nach seiner Befreiung lebte er in Torgau in drückendem Mangel bis an sein Ende. Er starb am 1. Mai 1558. Unter den Geistlichen seiner Zeit zeichnete er sich als eindringlicher Prediger aus, wie denn Luther von ihm bemerkt: „Er hat eine sondere Gnade zu predigen.“

Vgl. das Corp. Reform., Luther’s Briefe; Seidemann, Erläuterungen zur Reformationsgeschichte. Die Biographie von J. G. Terme, Leipzig 1737, ist dürftig.