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Artikel „Cramer, Karl Gottlob“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 558–559, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cramer,_Carl_Gottlob&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 04:33 Uhr UTC)
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Cramer: Karl Gottlob C., Romanschriftsteller, geb. 3. März 1758 zu Pödelitz bei Freiburg an der Unstrut, † 7. Juni 1817. Nachdem er seine wissenschaftliche Vorbildung in Schulpforte erhalten hatte, widmete er sich in Leipzig der Theologie, jedoch übernahm er nach vollendeten Studien kein geistliches Amt, sondern lebte als Privatgelehrter in Weißenfels und Naumburg, erhielt 1795 den Charakter eines herzogl. sächs. Forstrathes und wählte nun Meiningen zu seinem Wohnsitze. Später erhielt er eine Anstellung als Lehrer an der Forstschule zu Dreißigacker, die er bis zu seinem Tode verwaltete. Ein Vielschreiber im Fache der Ritter- und Spitzbubenromane, nicht ohne Originalität und lebhafte Phantasie, aber ohne Bildung und Geschmack und lange Zeit (bis in das dritte Decennium dieses Jahrhunderts) gleich Chr. H. Spieß, Veit Weber, Joh. Al. Gleich, Chr. Vulpius, Jul. v. Voß u. A. die Freude der Leihbibliotheken, der Näherinnen und Ladendiener, wie die der Studenten, der Wachtstuben und Herbergen, jetzt verschollen und vergessen. Indessen bildeten alle diese abenteuerlichen Geschichten mit ihren naiven Gemeinheiten, ihrer alten ehrlichen Grobheit, ihrer Frivolität und unverschleierten Wollust, nicht minder mit ihrem Pferdegetrapp, ihren Lanzensplittern, fallenden Burgen, Rittern und Jungfrauen, verbunden mit den großartigen Flüchen und anderweitigen colossalen Redensarten, sowie den übervollen Humpen und der perennirenden Betrunkenheit der Helden – ein natürliches und nothwendiges Gegengift gegen die Sentimentalität des letzten Viertels des vorigen und des ersten Decenniums dieses Jahrhunderts. Sie suchten Goethe’s Götz in Idee und Sprache nachzuahmen und allen Darstellungen liegt eine wilde, bald mehr tragische, bald mehr komische Naturkraft zu Grunde, die gegen die zahmen Sitten und einengenden Vorurtheile der Zeit ankämpft. Bald sind es Ritter, die sich wie Götz an den Fürsten oder Pfaffen, bald sind es Räuber, die sich an den Monopolen, an schlechter Justiz etc. rächen, bald wandernde Genies, die wie ein Meteor durchs Alltagsleben ziehen. Um aber diese neuen Abenteuer noch interessanter zu machen, rief man die ganze Magie der Romantik zu Hilfe, rief man Geister, Teufel und Hexen herbei und bereitete so auf zwar rohe, aber siegreiche Weise den Triumph der Romantik vor. Verhältnißmäßig am geringensten erscheinen die Romane, welche C. unter den Titeln erscheinen ließ: „Der deutsche Alcibiades“, 1790 und 1814, 3 Bände. „Haspar a Spada, eine Sage aus dem 13. Jahrh.“, 1792 und 1794, 2 Bde. und „Leben und Abenteuer Paul Ysop’s, eines reducirten Hofnarren“, 1792 u. 1798, 2 Bde.

[559] Vgl. Fr. Horn, Die schöne Litteratur Deutschlands, Berlin 1813, II. S. 192 ff. und dessen Umrisse, Berlin 1819, S. 46. K. Goedeke, Grundriß II. S. 1137.