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Artikel „Coster, Laurens Janssoen“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 515–516, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Coster,_Laurens_Janssoen&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:40 Uhr UTC)
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Coster, eigentlich Laurens Janssoen (Johanns Sohn), der Erfinder der holländischen Buchdruckerkunst, Küster an der großen Parochialkirche zu Harlem (daher sein Beiname). Er stammt aus einem angesehenen adlichen Geschlecht, wie sein Wappen zeigt, und scheint um das J. 1370 geboren zu sein. Sein Vater Jan Laurenszoen kommt zwischen 1380 und 1408 in Urkunden vor und muß 1420 schon todt gewesen sein. Das ehrenvolle und einträgliche Küsteramt an der großen Parochialkirche zu Harlem wurde damals nur an ansehnliche Leute verliehen; den Dienst versah er natürlich nicht selbst, sondern durch Unterbeamte. Er war ein sehr begüterter Mann und seit 1417 erscheint er in mehreren obrigkeitlichen Aemtern, nämlich 1417, 1418, 1423, 1429 und 1432 als Mitglied des großen Raths, 1422, 1423, 1428, 1429 und 1431 als Schöppe, 1431 als erster der vorsitzenden Schöppen, 1421, 1426, 1430 und 1434 als städtischer Schatzmeister, dann scheint er sich in das Privatleben zurückgezogen zu haben, denn in den Stadtbüchern findet sich keine weitere Meldung mehr über ihn und er scheint 1439 oder 1440 zu Harlem an der damals dort grassirenden Pest gestorben zu sein. Denn 1440 kommt seine Wittwe Ymma vor, die seine zweite Gattin gewesen zu sein scheint. Seine erste war Catharina, Andreas Tochter, mit welcher er eine Tochter hatte, Lucia, verheirathet an Thomas Pieterszoon. Das ganze Geschlecht starb 1724 mit Willem Korneliszoon Kroon aus. Seine Erfindung ist von vielen Seiten angezweifelt worden. Zuerst erzählt der holländische Arzt Hadrian Junius de Jonghe in seinem Werke: Batavia. Antwerpen 1588. p. 253–58, die Sache folgendermaßen: „Außer mehreren anderen alten Leuten habe ihm auch sein Lehrer Nicolaus Galius, als er zu demselben in die Schule gegangen sei, erzählt, nach den Berichten eines alten Buchbinders Cornelius, der früher Diener in Lorenz Coster’s Werkstätte gewesen, hätte C. bei einem Spaziergange in einem nahe bei Harlem befindlichen Wäldchen in ein Stück Buchenrinde erhabene Buchstaben geschnitten und diese nachher auf Papier abgedruckt. Dadurch sei derselbe nach und nach auf den Gedanken geleitet worden, einzelne Buchstaben aus Holz zu schnitzen. Mit dergleichen Buchstaben habe nun C. um das J. 1430 den Spiegel onzer Behoudenisse, das Vater unser, das Ave Maria, das Apostolische Symbolum mit drei lateinischen Gebeten und den Donat gedruckt und zwar vermittelst einer ebenfalls von ihm erfundenen [516] tauglichen Druckerschwärze. Hernach habe er, anstatt der hölzernen Lettern dergleichen aus Blei und später aus Zinn verfertigt. Bei dem guten Erfolge seiner Erfindung hätte er alsdann seine Werkstätte vergrößert und mehrere Arbeiter angenommen. Einer von ihnen, Namens Johann, man wisse nicht gewiß, ob Johann Fust oder ein anderer Johann, habe am Weihnachtsfeste, als C. in die um Mitternacht gehaltene Messe gegangen sei, die Gelegenheit benutzt und seinem Herrn das ganze Druckerzeug gestohlen. Damit sei der Dieb zuerst nach Amsterdam, hierauf nach Köln und von da endlich nach Mainz gegangen, wo er sich niedergelassen und im J. 1442 das theologische Bedenken des Alexander Gallus mit den entwendeten Typen gedruckt habe.“ Eine ganze Reihe von Schriftstellern haben sich nun in einer großen Anzahl von Schriften dafür und dawider erklärt. Es scheint das Hauptfactum darin zu bestehen, daß Lorenz Jansson, Küster an der großen Kirche zu Harlem, sich zu einer Zeit, welche mit den Documenten der deutschen Erfindung wenigstens übereintrifft, mit Versuchen beschäftigt, welche die Erfindung der Buchdruckerkunst zur Absicht und zur Folge hatten, und er mehrere Leistungen dieser Art hinterlassen hat. Die Reihenfolge der Coster’schen Drucke ist: A. Xylographische: 1. Historia S. Johannis evangelistae. 2. Biblia pauperum. 3. Ars moriendi. 4. Historia seu providentia virginis Mariae. 5. Speculum humanae salvationis. 6. Donatus. 7. Horarium. B. Mit beweglichen Typen: 8. Horarium. 9. Donatus. 10. Spiegel onzer Behoudenis. 11. Desselben zweite Ausgabe. 12. Speculum humanae salvationis. 13. Desselben zweite Ausgabe. 14. Catonis disticha. C. Von den Erben gedruckt: 15. Laur. Vallae facetiae morales. 16. Lud. de Roma singularia. 17. Saliceto de salute corporis etc.

Vgl. Peter Scriver, Laurekrans voor Laurens Koster (hinter seiner Beschryvinge ende lof der Stad Harlem). Harlem 1628. 4. G. Meermann, Origines Typographicae. Lambinet, Origine de l’imprimerie, Paris: 1810. Koning, Verhandeling over den Oorsprong, de Uitvinding, Vorbetering en Volmaking der Boekdrukkunst, Harlem 1816, 8. Koning, Bydragen tot de Geschiedenis der Boekdrukkunst, Harlem 1818–23. 8. 3 Stücke. Ebert, Neue Prüfung der holländischen Ansprüche auf die Erfindung der Buchdruckerkunst in Hermes, 1823. Stück 4. S. 63–85. Wolfii Monument. Typograph. Part. I. p. 209–451, Part. II. p. 979–995. Lehne, Historisch-kritische Prüfung der Ansprüche, welche die Stadt Harlem auf den Ruhm der Erfindung der Buchdruckerkunst macht etc., Mainz 1827. 8. Catalogus bibliothecae Bunavianae Tom. I. pars I. p. 666 ss. Timperley, Dictionary of printers and printing etc., London 1839. Levensbeschr. van ber en gel. Mannen, Amsterdam 1730. Tom. II. p. 1. 82. Levensbeschr. van vermaerde, meest Nederl. Mannen en Vr. (Harling 1774) I. T. p. 110–119. Renouard, Catalogue d’un amateur T. II. p. 131–58. Renouard, Annales des Etienne, Paris 1838. T. II. Heinecken, Nachrichten Bd. II. S. 87 ff. Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst S. 83–90. Soßmann in Raumer’s Taschenbuch 1841. S. 656 ff. Van der Linde, De Haarlemsche Costerlegende, s’Gravenhage 1870. Scheltema, Levensschets van L. d. Koster, Harlem 1834.