ADB:Corner, Jacob
Jacob Micyllus geschriebenes, aber erst nach seinem Tode zusammen mit seinen Sylvae (Frankfurt, Peter Brubach 1564, S. 577) veröffentlichtes lateinisches Stück „Apelles Aegyptius seu calumnia“, das auf ein in Lucian’s Schrift von der Verleumdung (3, 127 R.) beschriebenes Gemälde des berühmten Malers zurückgeht. Hatte schon vorher die von Leo Battista Alberti in seinen Tractat von der Malerei (1435) hinübergenommene Lucianstelle hervorragende Künstler wie Botticelli, Rafael, Mantegna, Dürer zu einer Reconstruction jenes allegorischen Bildes angeregt, so versuchte Micyllus die ziemlich unwahrscheinliche Entstehungsgeschichte desselben [527] zu dramatisiren, die Lucian gleichfalls berichtet. Apelles wird von seinem neidischen Fachgenossen Antiphilus beim König Ptolemäus der Theilnahme an einer Verschwörung verdächtigt und eingekerkert; die eigentliche Intrigue aber fädelt die ‚meretrix Diabole‘ ein, und die Befreiung des Unschuldigen wird von Frau Wahrheit und Frau Reue bewirkt. Micyllus hat also nicht ungeschickt die Allegorien des Bildes unter die wirklichen Personen der Handlung eingemischt. Corner’s Uebersetzung ist ausführlich und anschaulich; wo eine wörtliche Wiedergabe steif wirken würde, hilft er sich oft glücklich durch deutsche Redensarten (Da leit der Hund begraben. Traw nicht zu vil; trew ist mißlich). Die Sprache ist rein, auch der Vers meist geschickt behandelt, weniger der Reim. Im Epiloge weist er auf andere Beispiele von der Macht der Calumnia aus der antiken, biblischen und Kirchengeschichte hin, wie er auch in der an den Rath zu Aschersleben gerichteten Vorrede (vom 18. November 1568) vor den gegenwärtigen Verleumdern der evangelischen Kirche warnt.
Corner: Jacob C. aus Harzgerode, verfaßte um 1565 als Schulmeister zu Heckstedt (Hettstedt bei Aschersleben) eine deutsche Schulkomödie „Apelles, eine schöne Historia wider die Verleumbder“ und ließ diese wenige Jahre später, als er Pfarrer zu Güsten geworden war, zu Frankfurt a. M. (durch Nicolaum Basse 1569, 6¾ Bogen 8°) drucken. Er übertrug hier ein schon 1531 von dem Frankfurter Rector- Goedeke, Grundriß² 2, 363. – Eine neue Verdeutschung von Micyllus’ Apelles lieferte kürzlich Th. Vulpinus (Renard) im Jahrbuch f. Geschichte Elsaß-Lothringens 16, 211–256. – Vgl. noch R. Förster, Archiv f. Littgesch. 14, 343. 360 und Jahrbuch d. k. preuß. Kunstsammlungen 8, 29. 89 und 15, 27: „Die Verleumdung des Apelles in der Renaissance“.