ADB:Buckisch und Löwenfels, Gottfried von
Buckisch: Gottfried Ferdinand v. B. und Löwenfels, schlesischer Kirchenhistoriker, geb. um 1645, † um 1700, war der Sohn eines Reichkramers in Wohlau. Nach vollendeten Rechtsstudien finden wir ihn 1672 als Advocat und Beisitzer des Raths in Strehlen. Durch den 1675 nach dem Tode des letzten Piasten erfolgten Heimfall der Fürstenthümer Liegnitz und Brieg an den Kaiser als Evangelischer jeder Aussicht auf Verwendung und Beförderung im Staatsdienste beraubt, ging B. 1676 nach Wien, trat zur katholischen Kirche über und kehrte nach wenig Monaten mit einer Bestallung als Secretarius bei der Regierung in Brieg zurück. Als solcher schrieb er sein großes Werk „Schlesische Religionsacten“ in 7 Foliobänden, von welchem jedoch nur die Einleitung unter dem Titel „Prolegomena schlesischer Kirchenhistorien“, 1685 im Druck erschienen ist; für das Hauptwerk, die Religionsacten, wurde die bereits ertheilte Druckerlaubniß unter dem Vorwande wieder zurückgezogen, es enthalte mancherlei, dessen Veröffentlichung den Katholischen zum Aergerniß gereichen und den Häretikern zum Lästern Anlaß geben könnte. Glücklicherweise sind mehrere Abschriften dieses für die Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts hochwichtigen Quellenwerks erhalten geblieben. Trotz seines einseitig katholischen Standpunkts, aus welchem B. nirgends ein Hehl macht, hat er sich in den von ihm mitgetheilten Actenstücken doch nirgends absichtliche Entstellungen oder tendentiöse Auslassungen erlaubt, wie die Vergleichung derselben mit den in neuester Zeit zum Theil wieder aufgefundenen Originalen dargethan hat. Für den von ihm bei der versuchten Restauration des Katholicismus im Fürstenthum Brieg bewiesenen Eifer wurde er 1693 durch Beförderung zum kaiserl. Rathe und gleichzeitige Erhebung in den Adelstand belohnt. Die Nachricht eines Zeitgenossen, daß er von Brieg nach Wien gegangen, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß sein letztes Werk „Observationes historico-politicae in instrumentum pacis Osnabr. Westph.“ 2 Bde. 4., 1696 in Wien erschienen ist. Seit 1693 ist er in Schlesien verschollen. Von Wien soll er durch die Jesuiten, was durchaus nicht so unglaublich aussieht, als behauptet wird, vertrieben worden sein. Jahr und Ort seines Todes sind unbekannt. Nach Einigen ist er 1697 als Professor der Geschichte in Mainz in größter Dürftigkeit gestorben. Die neuerdings ausgesprochene Vermuthung, er dürfte wol bis zu seinem Tode ruhig in Brieg gelebt haben, ist völlig unhaltbar, denn seine sich als Erben eines in Strehlen kinderlos verstorbenen Oheims meldenden Kinder werden 1701 in den Strehlener Rathsprotokollen als ausländisch bezeichnet.
- Görlich, Geschichte der Stadt Strehlen. Breslau 1853, S. 521 ff. – Convertiten seit der Reformation vom Bischof Dr. Andreas Räß. Bd. VIII. S. 115 ff. „Gottfried v. Buckisch und Löwenfels“, bearbeitet von Knoblich (zum Theil wörtlich aus Görlich). – Eine Würdigung der Religionsacten in der Vorrede der Acta publica Jahrgang 1619. Herausgegeben von H. Palm. Breslau 1869.