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Artikel „Bruno IV.“ von Hermann Cardauns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 430–431, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brun_IV.&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:09 Uhr UTC)
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Bruno IV., Erzbischof von Köln, 1205–8. Am 11. Nov. 1204 hatte der Kölner Erzbischof Adolf von Altena (s. d.) seinen lange vorbereiteten Abfall von der Sache König Otto’s IV. vollendet, indem er König Philipp zu Coblenz huldigte. Papst Innocenz III., gegen Adolf als das ehemalige Haupt der welfischen Partei besonders erbittert, setzte eine Commission zum Vorgehen gegen den Abtrünnigen ein, die ihn zuerst bannte und dann (19. Juni 1205) absetzte. Schon wiederholt hatte man in früheren Fällen die Pröpste des St. Cassiusstifts zu Bonn als Candidaten aufgestellt, um Mitglieder des bergischen Grafenhauses, dem Adolf angehörte, vom Kölner Erzstuhl fernzuhalten. Auch diesmal fiel die Wahl (25. Juli) auf den Bonner Propst, Bruno v. Sayn, einen rührigen Anhänger der welfischen Partei. Von den Stiftsvasallen hielt fast Niemand zu ihm als sein Neffe Graf Heinrich von Sayn, der Kölner Stiftsvogt, und Heinrich, Herzog von Limburg, der von den päpstlichen Commissarien als Stiftsverweser in temporalibus bestellt worden war. Dagegen stellten sich auf seine Seite die Kölner Bürger und die Majorität des Klerus, nur ein Theil des Domcapitels verließ die Stadt, darunter auch der Dompropst Engelbert, der nachmalige Erzbischof. Durch den Abfall Adolfs und das Kölner Schisma wurden die Schrecken des Bürgerkrieges am unteren Rhein verdoppelt. Den Sommer über schwankte der Kampf hin und her. Der Rhein wurde gesperrt, Köln von dem gegenüberliegenden Deutz aus belästigt; Erzbischof Adolf fiel ins Limburgische ein, und der Dompropst Engelbert brandschatzte die Umgebung Kölns. Zur Vergeltung plünderte B. im September die Besitzungen der Grafen von Jülich und Hostaden, doch der Anzug König Philipps trieb ihn hinter die Mauern seiner Hauptstadt zurück. Fünf Tage hindurch berannte Philipp die Stadt, aber ohne Erfolg mußte er abziehen. Nachdem er Neuß zur Uebergabe gezwungen, [431] ging er nach dem Oberrhein zurück. Der kleine Krieg aber dauerte fort. Adolf beherrschte das Land, B. die Stadt, in der sich auch König Otto befand. Da seine Suffraganbischöfe auf staufischer Seite standen, mußte sich B., dem Brauche zuwider, vom Erzbischof Sifrit von Mainz unter Assistenz zweier englischer Bischöfe die Weihe ertheilen lassen. Wenige Tage später kam es zur Katastrophe. Im August 1206 erschien Philipp neuerdings in der Kölner Gegend, mit ihm vereinigte sich Adolf. Bei Wassenberg an der Roer traten ihnen König Otto und B. entgegen. Sie wurden umzingelt, der größte Theil ihrer Mannschaft fiel oder ertrank in den nahen Sümpfen. Otto und B. hatten sich nach Wassenberg gerettet und wurden hier eingeschlossen. Der König entrann mit wenigen Begleitern, B. aber fiel nach Uebergabe der Burg in die Hände seiner Gegner. Bald darauf machte Köln seinen Frieden mit dem Sieger. Ueber ein Jahr saß B. zu Trifels und Rothenburg in engem Gewahrsam. Auch als der Papst im Sommer 1207 Friedensunterhandlungen mit Philipp anknüpfte, wurde seine Haft höchstens gemildert. Erst gegen Ende des Jahres erhielt er die Freiheit und reiste nach Rom. Bei den weiteren Verhandlungen spielt die Kölner Frage eine Hauptrolle. Man vermochte sich nur über ein Provisorium zu einigen, da brachte die Ermordung Philipps (21. Juni 1208) die Entscheidung. Die Unterwerfung der staufischen Partei unter König Otto hatte die vollständige Restitution Bruno’s zur selbstverständlichen Folge. Allgemein anerkannt, zog er in Köln ein, starb aber bereits nach wenigen Wochen zu Blankenberg an der Sieg am 2. Nov. 1208. – Ennen, Gesch. der Stadt Köln II, 38 ff. Winckelmann, König Philipp von Schwaben.