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Artikel „Bray, Salomon de“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 277–278, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bray,_Salomon_de&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 07:48 Uhr UTC)
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Bray: Salomon de B., Maler und Architekt, geb. um 1597 zu Amsterdam, † 1664 zu Haarlem, wandte sich frühzeitig nach Haarlem, woselbst er von 1615 bis 1630 Musketier im Corps der St. Adrianschützen war. Er hatte auch dichterische Anwandlungen: sechs Jahre lang, von 1616 bis 1622, gehörte er als „Liefhebber“ der Rhetorikerkammer „de Wyngaardranken“ an; diese Institute waren bekanntlich in den Niederlanden sehr verbreitet, verfaßten moralische, allegorische etc. Gedichte, führten Schauspiele auf u. dergl. Als Frucht der poetischen Beschäftigungen Salomons entstanden seine „Minnedichtjes uytgedruckt in liedekens, klinkvaerzen en andere rymen, daerachter bygezochte minnetochtjes“ (Amsterdam 1627. 12). Zu diesen Liebesgedichten mag der Künstler durch Anna Westerbaan vom Haag begeistert worden sein, die er zwei Jahre früher, den 13. Mai 1625, zu Haarlem heimgeführt hatte. Er wohnte damals im Schoolsteegje; acht Jahre später, 1633, finden wir ihn in der Schaggelstraße, bei der rothen Lilie, seßhaft. Wie angesehen Salomon bei seinen Kunstgenossen war, ersieht man daraus, daß sie ihn wiederholt zum Vorstand (Decan) und Vinder der St. Lucasgilde wählten. Im J. 1640 ließ er in dieselbe Andries Jacobszoon als seinen Lehrling einschreiben. Als im Frühjahre 1664 die ansteckende Krankheit, die – unter dem Namen der Pest – in Haarlem seit längerm einheimisch war, sich rapid auszubreiten anfing und in kurzer Zeit 2061 Menschen hinraffte, wurde die Familie Bray’s furchtbar mitgenommen: sein jüngster Sohn Jacob wurde den 27. April in der St. Bavokirche zu Haarlem begraben; am 11. Mai gegen den Abend verschied auch Salomon und fand am 14. seine Ruhestätte ebendaselbst; am 16. starb sein Sohn Josephus und wurde am 18. begraben; die Töchter Juliana und Margaretha fanden am 23. ihre Ruhestätte in der Wallonischen Kirche, wo die Mutter bereits seit dem 3. März 1663 ruhte. – Was nun seine künstlerische Laufbahn anbetrifft, so ist er am bekanntesten als Maler, und hierin auch nicht ohne Verdienst. In der Dresdener Galerie befinden sich zwei Gegenstücke: Brustbild eines Mädchens mit einem Strohhute, von 1635, und Brustbild eines jungen, mit einem grünen Zweige bekränzten Mannes, die sehr tüchtig modellirt sind; allerdings zeigen sie eine gewisse derbe Auffassung und sind hart in den Schatten; sie gemahnen einigermaßen an Honthorst und die ihm verwandten Maler. – Als Architekt war B. viel für die Stadt Haarlem beschäftigt. Im Jahre 1627 erhielt er von der Stadt eine Bezahlung für Modelle, die er für die Zylpoort ausgearbeitet hatte, und 1645 nahm er an einer Conferenz Theil, die wegen des Baues einer neuen Kirche stattfand; er lieferte dazu einen Plan und ein Modell. Man hat ihm die Erbauung der neuen Kirche zugeschrieben, wie es scheint, aber mit Unrecht, denn der berühmte Erbauer des alten Amsterdamer Rathhauses, Jacob van Campen, scheint den Bau geleitet zu haben. Campen stand übrigens in Beziehungen mit B. Der letztere erhielt damals zugleich eine Vergütung für seine Vorlagen zur Vergrößerung der Stadt Haarlem, ein weiteres Douceur für seine Bemühungen dafür im J. 1662. Seine diesbezüglichen „Bedenkingen over het uitleggen en vergrooten der stadt Haarlem“ erschienen 1661 bei Abr. Casteleyn in kl. Fol. Diesem Werkchen wurde später ein schönes Bildniß Salomons (reproducirt in [278] Weigel’s „Holzschnitten berühmter Meister“) beigefügt, das die Jahreszahl 1664 trägt und von dem Sohne Dirk de B. nach seinem Bruder Jan in Holz geschnitten wurde. – Salomon bekannte sich zu der katholischen Religion.

Jan de B., ältester Sohn des vorigen, geb. zu Haarlem, hatte ein eigenes Geschick mit seinen Frauen: Maria van Hees, getraut den 21. Oct. 1668, verlor er im November 1669, Margaretha de Mayer, mit der er sich am 24. April 1672 verheirathet, im Mai 1673, und Victoria van der Wiele, die am 30. Januar 1678 seine Gattin wurde, im April 1680. Von 1667 bis 1685 bekleidete Jan mehreremale die Ehrenämter eines Decans und Vinders der Malergilde. Der Künstler verfiel übrigens in derangirte Verhältnisse: im J. 1689 wurden von Seite der Stadtverwaltung Curatoren aufgestellt, die man zum Verkauf seiner Habseligkeiten ermächtigte, um die Schulden zu decken. Sieben Jahre überlebte er noch dieses Unglück, am 4. December 1697 fand er seine Ruhestätte in der St. Bavokirche zu Haarlem. – Jan gehört zu den besten Künstlern der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, seine Charakteristik ist lebensvoll, seine Behandlung breit, seine Farbe kräftig, entbehrt jedoch in seinen besseren Werken nicht der Stimmung, der Einfluß von Franz Hals ist noch deutlich erkennbar. Jans meiste Bilder befinden sich im Rathhause seiner Vaterstadt: die Vorsteher des Waisenhauses (1663), die Vorsteherinnen des Waisenhauses (1664), die Vorsteher des Siechenhauses (1667) und die Vorsteherinnen des Siechenhauses (1667); seine späteren, allegorischen und antikisirenden Darstellungen daselbst verfallen schon ins Manierirte. Auf der Höhe hält sich aber noch das große Bild im Museum zu Amsterdam: die Vorsteher der St. Lucasgilde zu Haarlem (1675). – Der Künstler hat auch verschiedene geistreiche Blätter radiert.

Dirk (Theodorus) de B., Maler, Radirer und Formschneider, Bruder des vorigen, trat 1651 als Buchbinder zu Passchier van Wesbusch in die Lehre. Zwanzig Jahre später wurde er Secretär der St. Lucasgilde. Er ging ins Kloster. Von ihm in Holz geschnitten ist das berühmte Porträt seines Vaters, ferner eine Folge Fische, 12 Bl., vom J. 1672, eine Folge Vögel, Blumen und Früchte, 16 Bl., vom J. 1660, sodann ein Christus am Kreuz, der die letzte, sich bei Dirk findende, Jahreszahl 1677 trägt. Auch radirt hat er, so die Ruine des Schlosses Brederode, ein Porträt etc. In Versteigerungen fanden sich von ihm Bilder mit Blumen u. dergl.