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Artikel „Brandt, Christoph von“ von Bernhard Erdmannsdörffer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 251–252, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brandt,_Christoph_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 14:23 Uhr UTC)
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Brandt: Christoph v. B., geb. 1630, † 1691, brandenburgischer Diplomat. Der ostpreußischen Linie seines alten weitverzweigten Geschlechts entsprossen, trat er nach vollbrachten Studien früh in den brandenburgischen Hof- und Staatsdienst ein. Nur vorübergehend war er am kurpfälzischen Hofe in Heidelberg als Gouverneur des Kurprinzen engagirt. Von 1657 an erscheint er fast ununterbrochen in längeren oder kürzeren diplomatischen Sendungen an verschiedene Höfe im Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg beschäftigt. Seine erste Mission ging an den französischen Hof, wo er von 1657 bis 1660 mit wenigen Unterbrechungen verweilte und die Interessen der brandenburgischen Politik namentlich bei Gelegenheit der deutschen Kaiserwahl von 1658, sowie in dem letzten Stadium des nordischen Krieges mit Geschick vertrat. Nachdem im Jahre 1660 die Restauration des Hauses Stuart in England erfolgt war, wurde B. bei verschiedenen Anlässen als Gesandter nach London geschickt; unter besonders schwierigen Verhältnissen, als 1664 der Krieg zwischen England und den Niederlanden entbrannte und es für Brandenburg galt, seine neutrale Stellung zwischen den beiden kriegführenden Mächten zu behaupten; es kam hierbei zeitweilig zu einer so lebhaften Spannung, daß B. 1665 aus London abberufen wurde. Dennoch aber gelang es die Neutralität festzuhalten, und als im Sommer 1667 zu Breda der Friede zwischen England und den Niederlanden geschlossen wurde, war B. Mitglied der brandenburgischen Gesandtschaft, welche neben anderen die Vermittelung zwischen den beiden Mächten führte. Inzwischen war er zum Mitglied des geheimen Staatssraths und 1665 zum Kanzler der Neumark ernannt worden. Doch hat er diese Verwaltungsposten nur kurze Zeit inne gehabt und trat bald wieder in die diplomatische Thätigkeit zurück. Als 1672 mit dem Einfall Ludwigs XIV. in die Niederlande die große Verwicklung begann, welche Brandenburg zuerst in den französischen Krieg verflocht und dann ihm die schwedische Invasion herbeiführte, wurde B. nach Stockholm gesandt, um womöglich das schwedische Cabinet von einer Betheiligung an dem Kampfe im französischen Interesse zurückzuhalten. Nur für einige Zeit gelang dies, und als dem Drängen der Franzosen nachgebend sich Schweden endlich doch zum Krieg gegen Brandenburg anschickte, wurde B. (der inzwischen auch eine kürzere Gesandtschaft am kaiserlichen Hofe in Wien vollführt hatte) von Stockholm abberufen und bald darauf nach Dänemark geschickt, um König Christian V. nun zur energischen Theilnahme an dem Kriege zu bewegen. Nach längeren Verhandlungen brachte er, unterstützt von seinem Bruder Friedrich v. B., das enge Kopenhagener Bündniß vom 23. Dec. 1676 zwischen Brandenburg und Dänemark zu Stande, welches auf den weiteren Gang des Krieges im Norden von so großem Einfluß war und im März 1678, gleichfalls unter Brandt’s Mitwirkung, erneuert und erweitert wurde. Nach Beendigung des Krieges wurde er noch wiederholt als Gesandter an die nordischen Höfe, besonders nach Schweden, verwandt; einer Nachricht zufolge soll er in Stockholm [252] gestorben sein. In seiner diplomatischen Thätigkeit erscheint er als ein Mann von guten Kenntnissen, klarem Blick, verständigem Urtheil, ohne gerade ersten Ranges zu sein. Die wichtigsten seiner amtlichen Depeschen werden in den „Urkunden und Actenstücken zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg“ veröffentlicht.