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Artikel „Brander, Georg Friedrich“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 240–241, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brander,_Georg_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:02 Uhr UTC)
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Brander: Georg Friedrich B., Mechaniker, geb. 28. Nov. 1713 zu Regensburg, † 1. April 1783 zu Augsburg. Wiewohl diese Daten überall abgedruckt sind, erscheinen sie doch nicht vollständig beglaubigt, da sie stets mit den Angaben verbunden werden, B. sei in seinem 74. Jahre gestorben, wodurch also ein Widerspruch entsteht. Brander’s Vater war Materialwaarenhändler in Regensburg. Er selbst neigte sich frühe der Mechanik zu und studirte die dazu unentbehrlichen Theile der Mathematik und Physik zu Nürnberg und Altdorf, insbesondere unter Doppelmeier’s Leitung. Seit 1734 arbeitete er in Augsburg zuerst als Verfertiger chirurgischer, dann mathematischer, physikalischer und astronomischer Instrumente, welche einen solchen Ruf erlangten, daß sie den besten englischen Instrumenten an die Seite gestellt, wenn nicht gar vorgezogen [241] wurden. Zu vielen solchen Instrumenten erhielt B. die bald mehr bald weniger ausgearbeitete erste Anleitung von Johann Heinrich Lambert, mit welchem er einen höchst interessanten zwölfjährigen Briefwechsel führte (1765–1776). Andere Instrumente gehören B. vollständig an, wie z. B. das Glas-Mikrometer und der Glas-Nonius, ein Distanzmesser, ein Universal-Meßtisch, eine kleine Luftpumpe (sog. Cabinets-Antlia) etc., welche, so ziemlich alle in die Zeit jenes Briefwechsels fallend, in demselben näher beschrieben sind. Außerdem gab B. auch einzelne kleinere Beschreibungen seiner neuen Erfindungen im Drucke heraus. Ein Vorzug seiner Arbeiten vor den englischen bestand jedenfalls in der größeren Wohlfeilheit, welche nicht wenig zu deren Beliebtheit beitrug. Die Kosten der Versendung waren freilich kaum geringer von Augsburg nach Berlin als etwa von England ebendahin. So kostete um Weihnachten 1768 eine Sendung Brander’s an Lambert im Werthe von 23 Ducaten an Porto 4 Thlr. 21 Gr., an Zoll 5 Thlr. 20 Gr. 4 Pf. B. erhielt verschiedene Berufungen nach auswärts; so 1753 nach Paris und Petersburg, 1754 wiederholt nach Petersburg, 1760 nach München; er lehnte jedoch alle diese Anträge ab. Neben seinen mechanischen Schriften versuchte sich B. auch einmal in reiner Mathematik mit seiner „Arithmetica binaria s. dyadica, d. i. die Kunst mit zwei Zahlen in allen Fällen und sicher zu rechnen“, Augsburg 1767 (Preis 12 Kr.). Den Gegenstand bildet das Zahlensystem mit der Grundzahl 2, also mit nur zwei Ziffern 0 und 1. Lambert scheint das Schriftchen, welches B. ihm zuschickte, nicht günstig beurtheilt zu haben, da er es in seinem alle übrigen Details des Brander’schen Briefes genau berücksichtigenden Antwortschreiben ganz unberührt läßt. Gleichwol wurde es 1775 neu aufgelegt.

Vergl. Adelung, Bd. I. S. 2202. – Bouginé, Handbuch der allgemeinen Litterargeschichte. 1790. Bd. III. S. 686. – Joh. Heinr. Lambert’s deutscher gelehrter Briefwechsel (herausgegeben von Joh. Bernoulli) Bd. III. (Berlin 1783.)