ADB:Bogatzky, Karl Heinrich von

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Artikel „Bogatzky, Karl Heinrich von“ von Paul Pressel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 37–39, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bogatzky,_Karl_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 09:02 Uhr UTC)
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Bogatzky: Karl Heinrich v. B., geb. 7. Sept. 1690 zu Jankowa, dem Rittergute seiner Eltern, in der niederschlesischen Herrschaft Mielitsch, † 15. Juni [38] 1754. Der Vater (Joh. Adam v. Bogatzky, aus ungarischem Adelsgeschlechte) stand als Officier in österreichischen Diensten und war immer abwesend, so daß die Erziehung ganz der frommen Mutter (Eva Eleonore geb. v. Kalkreut) anheimfiel. Sie lebte nach dem Verkauf des Rittergutes mit dem Söhnlein längere Zeit in Zduny, einer Stadt in Polen mit evangelischer Kirche und Schule. Die Gelegenheit zur Ausbildung war jedoch hier auf die Länge nicht ausreichend; auch verbreitete sich ein falsches Gerücht, der Vater sei katholisch geworden und wolle den Knaben an sich ziehen. Die gute Frau suchte daher den Sohn in Sachsen unterzubringen: er wurde, 14 Jahre alt, Page am herzoglichen Hof zu Weißenfels. Bogatzky’s ernster Sinn bewährte sich schon damals den geselligen Versuchungen gegenüber und festigte sich durch eine schwere Krankheit, welche über ihn kam. Aus dieser Zeit datirt bereits die lebenslängliche Gewohnheit, welcher wir so viele Lieder verdanken: Gebetsstimmungen in Reime zu bringen. Der Vater äußerte den Wunsch, sein Sohn möge in Oesterreich Militärdienst nehmen, ließ sich aber für jetzt noch gütlich abweisen, gestattete vielmehr dem lernbegierigen Jüngling, sich in Breslau auf die Universität vorzubereiten. Die Geldmittel zum Studium reichte der edle Graf Heinrich XXIV. von Reuß-Köstritz, und 1713 bezog B., für die Rechtswissenschaft bestimmt, Jena, 1715 Halle. Letzteren Orts übten bald Franke und seine Mitarbeiter starke Anziehungskraft auf ihn aus. Doch brachten ihn erst der Tod seiner Mutter und der Bruch mit seinem Vater, der ihm eine neue Ablehnung militärischer Aussichten gründlich verübelte, zu dem Entschluß, vom Jus zur Theologie überzugehen (1716). Der Liebe und Begeisterung, womit er sich nun in diese einarbeitete, entsprach aber die körperliche Kraft nicht: er mußte 1718 Halle verlassen, sich nach Schlesien zurückziehen und dem Gedanken an eine dienstliche Laufbahn im Blick auf seine Kränklichkeit bleibend entsagen. Sein Drang, fürs Reich Gottes zu arbeiten, wußte nichtsdestoweniger Mittel und Wege zu finden. Er machte besonders bei den adeligen Familien Schlesiens Missionsbesuche und wirkte sonst auf seinen Wanderungen bei jeder Gelegenheit eifrigst. Im Dorfe Glaucha half er ein Waisenhaus errichten, und während dieses Aufenthaltes ehelichte er ein Geschwisterkind, Fräulein v. Felß, mit welcher er sich schon früher geistlich verbunden wußte, um nun 1726–1734 in einem durch Lieb und Leid reichlich gesegneten Bund mit ihr zu stehen. Sie hinterließ ihm zwei Söhne, welche durch theilnehmende Freunde in Anstalten forterzogen wurden. B. hatte nämlich sein, ohnehin geringes Vermögen so viel als ganz in einer keine Schranken kennenden Mildthätigkeit aufgezehrt. Er selber fand beim Hofe in Köstritz und von 1740 an bei Herzog Christian Ernst in Saalfeld als dessen Gewissensrath Aufnahme. Nach des Herzogs Tode 1746 öffnete ihm der jüngere Francke ein Stübchen im Waisenhaus zu Halle, wo er bis an sein Ende in schriftstellerischer und seelsorgerischer Wirksamkeit verharrte. – Der Name Bogatzky’s wirkt zum Segen am meisten fort in seinem „Güldenen Schatzkästlein der Kinder Gottes“ etc., das seit seinem Erscheinen (Breslau 1718) unzählige Auflagen erlebt hat und ohne Zweifel in ungleich mehr Exemplaren, als irgend ein deutscher Classiker, verbreitet ist. Auch seine zweite Schrift von 1741 fand und findet immer noch zahlreichen Absatz: „Kurze, einfältige, jedoch gründliche und erbauliche Gedanken von der wahren Bekehrung eines Menschen zu Gott“ etc. Die zerstreute Menge von Liedern, in welchen sich die Lauterkeit und Einfalt des Mannes durch den schlesischen Bilderschwulst, wie der Mond durch die Wolken Bahn bricht, sammelte er Halle 1750: „Uebung der Gottseligkeit in allerlei geistlichen Liedern“ etc. – Alle die vielen, welche sich in deutschen Gesangbüchern einbürgerten, sowie die große Zahl weiterer Erbauungsschriften Bogatzky’s hat Koch’s Kirchenlied IV. S. 468 etc. verzeichnet. – Bogatzky’s Lebenslauf, von [39] ihm selbst beschrieben, herausgegeben von Knapp, Halle 1801. – Steffens, Biographie in der Sonntagsbibliothek, Bielefeld I. 1854.