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Artikel „Blenker, Ludwig“ von Wilhelm Wiegand (Philologe) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blenker,_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 20:39 Uhr UTC)
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Blenker: Ludwig B., geb. zu Worms 31. Juli 1812, † 31. Oct. 1863; Sohn eines Möbelschreiners. Er erlernte, nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht, bei einem Oheim in Kreuznach das Goldarbeitergeschäft und ward dann nach München auf die polytechnische Schule geschickt, ging aber 1832 gegen den Wunsch der Eltern in dem glänzend ausgestatteten Uhlanenregiment, welches König Otto begleitete, nach Griechenland. Seine Tapferkeit verschaffte ihm bald das Officierspatent und später den Erlöserorden. Doch mußte bei der Erhebung der Griechen gegen die „Bavarese“ auch er mit ehrenvollem Abschied 1837 das Land verlassen. Nach vorübergehendem Aufenthalt in München, wo er Medicin studirte, und in Darmstadt gründete er auf den Wunsch des Vaters eine Weinhandlung in Worms und lebte hier, mit einer an Geist und Körper ausgezeichneten Tochter des Superintendenten Aue in Köthen verheirathet, in glücklichen Verhältnissen bis 1848. Von der Wormser Bürgerwehr ward er jetzt zum Obersten gewählt; aber von einer großen Majorität der Bürger zum Bürgermeister vorgeschlagen, ward er von dem sonst liberalen Ministerium Jaup infolge der Einflüsterungen der Gegenpartei nicht bestätigt. Dies trieb ihn leider den demokratischen Ultras in die Arme, und als die badische Revolution ausbrach, nahm er trotz seiner Voraussicht des unglücklichen Ausganges als Führer der rheinhessischen und pfälzischen Freischaaren daran Theil. Am 10. Mai 1849 bemächtigte er sich Ludwigshafens, besetzte am 17. Mai Worms und machte in der Nacht auf den 20. Mai einen mißlungenen Angriff auf Landau. Den einrückenden Preußen lieferte er ein Vorpostengefecht bei Bobenheim; von Knielingen, welches er decken sollte, zog er sich ohne Gefecht zurück; während der Gefechte an der Murg vertheidigte er mit schwacher Macht die Position von Gernsbach. Seine Unerschrockenheit rühmten auch die Gegner; der Mangel an Ordnung in der Leitung fällt wol mehr Anderen zu als ihm. Als die Sache verloren war, führte er seine Schaar mit aufopfernder Sorge in die Schweiz. Seine Frau hatte ihn muthig auf diesen Zügen begleitet. – Sein Geschäft war unter solchen Umständen zerrüttet und mußte mit 90 % liquidiren. Er selbst, auch aus der Schweiz ausgewiesen, ging mit der Gattin nach Amerika. Der Schwiegervater machte ihm dort den Ankauf einer Farm in Rocland-County möglich. Später lebte er meistens in Newyork. Als aber der nordamerikanische Krieg ausgebrochen war, bildete er 1861 ein deutsches Jägerregiment. Von dessen Oberst stieg er vermöge seiner Kriegserfahrung bald zum Brigadegeneral empor. Als solcher zeichnete er sich in der Schlacht bei Bull-Runs namentlich durch Deckung des Rückzugs aus und ebenso 1862 bei Croß-Keys. Dennoch trafen ihn vielfache Verunglimpfungen, besonders wurden ihm Nachlässigkeiten im Verpflegungswesen schuld gegeben. Dies und der Keim einer im Felde entstandenen Krankheit veranlaßten ihn, sein Commando 1862 niederzulegen. Bald darauf starb er, die Gattin mit einem Sohn und drei Töchtern, alle noch unmündig, in bedrängten Umständen hinterlassend.