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Artikel „Bezold, Albert von“ von Carl von Voit in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 607, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bezold,_Albert_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:04 Uhr UTC)
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Bezold: Dr. Albert v. B., Professor der Physiologie, geb. 7. Jan. 1836 zu Ansbach als Sohn des Medicinalrathes Daniel Christoph v. B., † 2. März 1868 zu Würzburg. Frühe den Naturwissenschaften mit Vorliebe zugethan, entwickelte sich bald seine Neigung zur Physiologie. Schon als Student der Medicin an der Universität Würzburg veröffentlichte er (1856) seine ersten Arbeiten, welche sich zum Theil der Chemie als Hülfsmittel bedienten. Aber seine ganze Ausbildung und die damals vorherrschende Richtung in der Physiologie trieben ihn zu den mehr auf physikalische Vorgänge zurückführbaren Erscheinungen im Thierkörper. Dies veranlaßte ihn 1857 die Universität Berlin aufzusuchen, woselbst zur damaligen Zeit eine große Anzahl strebsamer junger Männer sich zusammenfand und wo er im Laboratorium von Du Bois-Reymond, von welchem nach Joh. Müller vorzüglich die Bewegung in jener Richtung der Physiologie ausgegangen war, den Grund zu seinen spätern größeren wissenschaftlichen Arbeiten legte. Sein streng wissenschaftliches Streben und seine hervorragenden Talente erweckten solche Hoffnungen, daß er im J. 1859 als ein junger Mann von 23 Jahren, bevor er noch den Doctorgrad sich erworben hatte, als außerordentlicher Professor der Physiologie nach Jena berufen wurde, und er hat das in ihn gesetzten Vertrauen nicht getäuscht. In Jena brachte er zwei hervorragende Arbeiten zum Abschluß; die eine: „Untersuchungen über die elektrische Erregung der Nerven und Muskeln“ (1861), in der er die von Pflüger aufgestellten Sätze über den Erregungsvorgang bei der elektrischen Reizung der Nerven durch neue Versuche bestätigte und auch auf den Muskel übertrug; und eine zweite: „Untersuchungen über die Innervation des Herzens“ (1863), wobei er darthat, daß im Gehirn und Rückenmark ein auf die Herzbewegung excitirend wirkendes Centrum sich befinde, das mit dem Herzen nicht durch den sympathischen Nerv zusammenhängt. Im J. 1865 nach Würzburg berufen, entwickelte er daselbst eine rastlose Thätigkeit als Lehrer und Forscher. Er war ein eifriger Lehrer, der seine Schüler für die Wissenschaft zu begeistern wußte. Die in kurzer Zeit aus seinem Laboratorium zu Würzburg hervorgegangenen drei Hefte wissenschaftlicher Abhandlungen aus seiner Schule legen Zeugniß davon ab. Er beschäftigte sich zu dieser Zeit vorzüglich mit dem Studium der Physiologie des Blutkreislaufs, auf die ihn seine Untersuchungen am Herzen geführt hatten, und es gelang ihm den großen Einfluß des nervus splanchnicus auf die Circulation nachzuweisen. – B. hat in der Physiologie keine neue Bahn gebrochen, er hat vielmehr die von Anderen aufgefundenen Wege weiter verfolgt; aber er war einer der eifrigsten und besonnensten Arbeiter, der sich bleibende Verdienste um die Wissenschaft erworben hat. Er hätte gewiß noch Größeres geleistet, wenn nicht ein Herzleiden seinem Leben ein allzufrühes Ziel gesetzt hätte.

Nekrolog in der Augsburger Allgem. Zeitung, 1868. Gedächtnißrede auf A. v. B. von F. von Recklinghausen; Berichte der physikalisch-medicinischen Gesellschaft zu Würzburg, 19. Dec. 1868.