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Artikel „Bernlef“ von Joachim Joseph Vos in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 466–467, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernlef&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 15:51 Uhr UTC)
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Bernlef. Als der heilige Ludger in der letzten Hälfte des achten Jahrhunderts den Friesen das Evangelium brachte, lebte zu Holwerd in der Nähe von Dockum ein Sänger, Bernlef genannt, der ringsumher berühmt und überall ein gern gesehener Gast war, da er „die großen Thaten der alten Friesen und ihrer Könige“ zu besingen wußte. Der Sänger ward blind, und seine Frau, welche von dem heiligen Manne aus dem Süden gehört hatte, rief diesen zu sich, als er zu Holwerd das Evangelium predigte. Dem Ludger glückte es, den Blinden zu heilen, und bald nachher war B. ein Christ geworden. Er besuchte den Apostel gerne und lernte von ihm die in das Friesische übersetzten Psalmen welche er seitdem statt der alten Raub- und Kriegslieder seinen Landsleuten vorsang. Er blieb seiner neuen Religion treu und als Ludger, um das J. 782 durch den Einfall der Sachsen gezwungen ward Friesland zu verlassen, trug [467] dieser dem B. auf, sterbenden Kindern die Nothtaufe zu geben. Zwei solcher von B. getauften Kinder wurden nachher von Ludger confirmirt. Die Nachkommen erzählten Vieles von seinem frommen Ausgang, wie er sterbend seine Frau tröstete mit den Worten: „wenn mein Gebet etwas bei dem Herrn vermag, wirst du nicht lange hier allein sein“, und daß die Wittwe ihrem Gatten fünfzehn Tage nachher in den Tod folgte.

Vita Ludgeri, bei Pertz, Monum. Germ. II. p. 412.