ADB:Bernd, Adam
Bernd: Adam B., pietistischer, durch die Ketzerei des Melodianismus bekannter Katechet an der Peterskirche in Leipzig, geb. 31. März 1676 in Breslau, † 5. Nov. 1748. Schon wegen seiner Schrift „Unterschied der Moral Christi und der Pharisäer“ (1727) wurde er ein Advocat des Papstthums genannt. Am meisten aber brachte ihn in Verruf sein 1728 unter dem Namen Christianus Melodius erschienenes Buch: „Einfluß der göttlichen Wahrheiten in den Willen und das ganze Leben des Menschen“. Dem Mißbrauch der lutherischen Rechtfertigungslehre zu fleischlicher Sicherheit zu steuern, lehrt er auf Grund einer eigenthümlichen Psychologie, welche den Willen durch den Verstand influxu physico determinirt sein läßt: der Glaube sei der Beifall, den der Verstand der Lehre Christi zollt, der Beifall des Verstandes nöthige den Willen zu guten Werken und durch diese werde der Mensch gerechtfertigt. Das war ein Eingriff in das Herz des Protestantismus. Das Buch wurde als ein „Pasquill auf die lutherische Lehre und Grundsuppe der Indifferentisterei“ confiscirt, sein Verfasser mit einigem Gehalte suspendirt. Derselbe hat nachgehends widerrufen und das System der lutherischen Kirche dem systemati renovationis der römischen vorgezogen.
- Bernd’s eigene Lebensbeschreibung. Leipzig 1738. Uebrige Litteratur in Frank’s Geschichte der prot. Theologie. II. S. 335.