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Artikel „Beeger, Julius“ von Ferdinand Sander in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 331–332, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beeger,_Julius&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 03:10 Uhr UTC)
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Beeger: Julius B., geboren am 24. October 1829, † am 2. Juni 1899; verdienter Volksschulpädagog und Comeniusforscher. B. war zu Großgrabe in der Oberlausitz geboren. Er widmete sich dem Berufe eines Volksschullehrers und wurde für diesen auf dem Freiherrlich v. Fletcher’schen Seminare zu Dresden vorgebildet. Seine erste praktische Thätigkeit fand er als Schulvicar zu Hermsdorf (1850) und wurde von da 1851 als Lehrer nach Dippoldiswalde versetzt. Sein lebhafter Drang nach vertiefter Geistesbildung fand neue Nahrung, als er 1857 Lehrer in Leipzig ward. Nach bestandener Reifeprüfung am Gymnasium (1862) besuchte er hier sechs Semester hindurch Universitätsvorlesungen und stand bald in erster Reihe unter den Leipziger Lehrern, denen die Förderung des Volksschullehrerstandes in geistiger wie in äußerer Hinsicht Herzenssache war. Ging es dabei nicht immer ohne scharfe Opposition gegen den bestehenden Zustand ab, so war doch gerade B. gewissenhaft bemüht, den Blick seiner Standesgenossen stets auf die Pflege der idealen Interessen als das höchste Ziel gerichtet zu halten. In diesem Sinne betheiligte er sich lebhaft am Lehrervereinswesen, in dem er bald einen weit über die Grenzen seiner sächsischen Heimath hinaus geachteten Platz einnahm. Er war ein angesehenes Mitglied des Deutschen Lehrervereines und des unter seiner Mitwirkung begründeten Deutschen Lehrertages, in dessen Versammlungen er wiederholt den Vorsitz führte. Bei der Gedächtnißfeier des Joh. Amos Comenius an dessen damals noch irrthümlich auf den 15. November 1871 verlegtem zweihundertjährigem Todestage (Comenius starb bereits am [332] 15. November 1870) im Leipziger Lehrervereine regte er die Einrichtung einer pädagogischen Centralbibliothek als „Comeniusstiftung“ an. Unter seiner Leitung nach dem Plane des Gymnasialdirectors Dr. Gideon Vogt zu Kassel alsbald ins Leben gerufen, gedieh dies treffliche Institut bis zu Beeger’s Abgange auf einen Bestand von mehr als 60 000 Bänden. Ueberhaupt hat B. für die Erneuerung des Andenkens an den großen mährischen Pädagogen, obwol einerseits gänzlich frei von dessen mystischem Hange, unter den deutschen Volksschullehrern einflußreich und maßgebend gewirkt. Er schloß sich unter den Ersten dem Aufrufe Ludwig Keller’s zur Begründung einer großen Comeniusgesellschaft an, nahm im J. 1892 an der constituirenden Versammlung dieser Gesellschaft zu Berlin theil und wurde in den Vorstand gewählt, dem er bis zu seinem Tode angehörte. Ostern 1893 trat er in den Ruhestand und zog sich auf sein Besitzthum zu Nieder-Poyritz bei Dresden zurück, wo er, immer in emsiger Thätigkeit für die Ideale seines Lebens, noch sechs Jahre der Stille genoß. Dort starb er am 2. Juni 1899. Seine Gattin war ihm bereits einige Jahre zuvor durch den Tod entrissen.

Außer einer stattlichen Reihe von Aufsätzen und Flugschriften über Schul- und Lehrerstandesfragen und der von ihm geleiteten Zeitschrift „Pädagogische Revue“ (Leipzig seit 1885) veröffentlichte Julius Beeger: „Comenius’ Große Unterrichtslehre“ (deutsch; 5. Auflage, das. 1891. Mit Biographie des Comenius von Fr. Zoubek) und „Comenius’ kleinere Schriften“ (deutsch; 2. Auflage das. 1883); ferner die fleißige Uebersicht: „Die pädagogischen Bibliotheken, Schulmuseen und Lehrmittelausstellungen der Welt“ (das. 1893).