Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Becher, Alfred Julius“ von Franz Philipp von Sommaruga in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 200–201, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Becher,_Alfred_Julius&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 21:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Becanus, Syvert
Band 2 (1875), S. 200–201 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Alfred Julius Becher in der Wikipedia
Alfred Julius Becher in Wikidata
GND-Nummer 118654268
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|200|201|Becher, Alfred Julius|Franz Philipp von Sommaruga|ADB:Becher, Alfred Julius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118654268}}    

Becher: Alfred Julius B., im Jahre 1803 in Manchester geboren, stammte aus einer angesehenen rheinischen Familie. Sein Vater, ein vertrauter Freund Friedrich List’s und Begründer der Rheinisch-westphälischen Handelscompagnie, schickte ihn zu seiner Ausbildung nach Deutschland. Er studirte in Heidelberg, Göttingen und Berlin, wo er wegen demagogischer Umtriebe einige Zeit in der Stadtvoigtei saß. Von da führte ihn sein abenteuernder Zug nach Elberfeld, wo er sich zum Theil dem Advocatenberuf widmete, dann nach Köln, wo er einige Zeit eine von seinem Vater begründete Handelszeitung redigirte, daneben aber vor allem Kunststudien trieb. Später tauchte er in Düsseldorf auf, wo er mit Mendelssohn, Immermann und Uechtritz innig verkehrt, und dem wilden Grabbe in seine unheimlichen Kneipen folgt. Gegen das Jahr 1838 finden wir ihn im Haag als Professor der musikalischen Theorieen, dann im J. 1840 in London als Professor an der musikalischen Akademie. Bald darauf reiste er jedoch als Doctor der Rechte zur Schlichtung eines Processes gegen einen englischen Peer nach Wien. Hier durch eine Empfehlung Mendelssohn’s eingeführt, war er bald in den dortigen Künstler- und Litteraten-Kreisen heimisch, und erwarb sich durch zahlreiche geistvolle Aufsätze im „Sonntagsblatt“ und in der „Wiener Musikzeitung“ einen weit verbreiteten Ruf. Ein kühner Verfechter der classischen Schule und seines Zeitgenossen Mendelssohn, war er zugleich ein Enthusiast Berlioz’s. Von einem Quartett von Becher’s eigener Composition (1846) meinte allerdings Grillparzer in einem (ungedruckten) Epigramm: „Dein Quartett klang, wie wenn Einer Mit der Axt gewalt’gen Schlägen Und zwei Weiber, die da sägen Eine Klafter Holz, verkleinern.“

[201] In steter Geldverlegenheit, die ihn übrigens nie genirte, ward er durch die Revolution des Jahres 1848 auch in das demokratische Treiben hineingerissen. Im Juni 1848 übernahm er die Redaction des „Radikalen“, eines Blattes von ausgesprochen social-demokratischer Färbung, und führte sie bis zur Einnahme Wiens am Ende des Octobers fort. Wegen dieser letzteren Thätigkeit vor das militärische Standgericht gezogen, wurde er wegen Aufreizung zum Widerstande gegen die kaiserlichen Truppen zum Tode verurtheilt, und endete am 23. Nov. 1848, unter den Kugeln der Windischgrätz’schen Jäger.

Vgl. Augsburger allgemeine Zeitung vom 3. Dec. 1848, Beil.