ADB:Baudissin, Wolf Heinrich von

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Artikel „Baudissin, Wolf Heinrich von“ von Louis von Ahlefeldt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 136–137, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Baudissin,_Wolf_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 00:48 Uhr UTC)
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Baudissin: Wolf Heinrich v. B., Feldmarschall, geb. 1579[WS 1], † 1646. Die Baudissin, welche sich in älterer Zeit auch Budiß, Budissin, Baudiß nannten, sind eine alte schlesisch-lausitzische Familie, seit 1635 der schleswig-holsteinischen Ritterschaft angehörig. In der Lausitz, wo sie mit den Gütern Schmölln und Luppau angesessen waren, erloschen sie mit Wolf Sigismund v. B. auf Schmölln, † 25. Dec. 1682. Ein Sohn des Christoph v. B. auf Luppau war Wolf Heinrich, der Stammvater der Grafen v. B. in Schleswig-Holstein und Oesterreich. Zu Anfang des 30jährigen Krieges trat er in dänische Dienste, ward 1625 Oberst, nahm aber nach dem Lübecker Frieden seinen Abschied, um als Generalmajor in schwedische Dienste zu treten. 1630 zeichnete er sich bei Pyritz in Pommern gegen kaiserliche Truppen aus, focht 1631 als Generallieutenant bei Werben und ging 1632 als schwedischer Gesandter nach Kopenhagen. Bald darauf wieder als Feldmarschall bei der schwedischen Armee in Niedersachsen, durchzog er Westfalen und das Kölner Land, nahm Bingen a. Rhein und andere Orte mit stürmender Hand (Andernach ließ er plündern, weil man seinen Parlamentär erschossen hatte), schlug die Spanier bei Nimwegen und entsetzte 1633 das von ihnen hart bedrängte Andernach. 1634 aber überwarf er sich mit dem schwedischen Reichsrath, nahm seinen Abschied und trat, von nun an ein erbitterter Gegner der Schweden, nach dem Prager Frieden in kursächsische Dienste als Generalfeldmarschall. Noch in demselben Jahr von den Schweden bei Dömitz geschlagen, entging er nur mit Noth der Gefangenschaft. 1636 bei der Belagerung Magdeburgs schwer verwundet, mußte er seinen Abschied aus dem Kriegsdienst nehmen. Einige Jahre später finden wir ihn als sächsischen Gesandten in Kopenhagen, wo ihm auch der Danebrogsorden verliehen ward. – Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Anna Sophia v. Kißleben, † 1629, vermählte er sich 1635 mit Sophia v. Rantzau, einer Tochter des Statthalters Gerdt v. R.-Breitenburg; infolge dieser Verbindung ward er in die schleswig-holsteinische Ritterschaft aufgenommen.

Sein ältester Sohn Gustaf Adolf, geb. 1629, † ohne Kinder zu hinterlassen; Heinrich Günther aber, geb. 1641, Amtmann von Gottorp und herzoglicher Hofmarschall, † 1673, war der Vater von Wolf Heinrich, 1671 bis 1748, dem ersten Grafen v. B. (s. d.), Herr auf Rixdorf, Tramm und Lammershagen. Dessen Sohn Heinrich Christoph, geb. 1709, † 4. Juni 1786 als kurfürstlich sächsischer General der Infanterie, Gouverneur von Dresden und dem [137] Königstein, Besitzer der Güter Rantzau, Knoop, Rixdorf etc. in Schleswig-Holstein, vermählt mit Gräfin Susanna Magdalena Elis. von Zinzendorff-Pottendorf. Von seinem Sohn Heinrich Friedrich, geb. 1. Dec. 1753, † 17. Mai 1818, dänischem General und Gesandten in Berlin, vermählt mit Karolina, geb. Gräfin v. Schimmelmann (s. d.) stammt die Knooper und Borsteler Linie des Hauses ab; von dem jüngeren Karl Ludwig, geb. 21. Aug. 1756, † 1. März 1814, dänischem Generallieutenant und Gouverneur von Kopenhagen, die Rantzauer Linie. Des letzteren ältester Sohn ist der als Mitarbeiter am Schlegel-Tiekschen Shakespear und als trefflicher Uebersetzer des Moliere u. s. f. bekannte Graf Wolf Heinrich Friedr. Karl v. B. in Dresden, geb. 30. Jan. 1789. Sein Bruder Otto Friedr. Magnus, geb. 5. Juni 1792, † im Juni 1866[1], trug 1848, bis dahin Major in der dänischen Armee, bei der Erhebung der Herzogthümer gegen die von Kopenhagen ausgehende Vergewaltigung durch seinen Eintritt in die schleswig-holstein. Armee viel zum Anschluß der Truppen an die Landessache bei. In dem unglücklichen Gefechte bei Bau hielt er lange gegen feindliche Uebermacht stand, um der geschlagenen Armee den Rückzug zu erleichtern, 1849 bei Kolding, wie 1850 bei Idstedt, wo sich seine Brigade besonders auszeichnete, ward er schwer verwundet. Durch ritterlichen Sinn und unermüdliche Sorge für seine Leute der populärste General, in weiteren Kreisen auch als Kunstkenner geachtet, lebte er nach dem Ende des Krieges in Hamburg und Dresden.

Der vielgelesene Romanschriftsteller Adalbert v. B., geb. 25. Januar 1820, † 1870, war ein Enkel des verstorbenen Knooper Grafen Heinrich Friedrich und zwar durch dessen ältesten Sohn, der aber infolge einer Heirath seine Senioratsrechte verloren hatte. (Vgl. Gauhe, Adelslex.; Dansk Adelslex. u. s. w.)

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 137. Z. 11 v. o.: Graf Otto Baudissin † 25. Juni 1865. Sein ältester Bruder, Graf Wolf Baudissin in Dresden ist am 4. April 1878 gestorben. [Bd. 7, S. 795]


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1597