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Artikel „Bastiari“ von August Förster in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 131–132, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bastiari&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 14:18 Uhr UTC)
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Band 2 (1875), S. 131–132 (Quelle).
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Bastiari. Der Name diese italienischen Lustigmachers, der nach dem Tode des Magisters Joh. Velthen von dessen Wittwe für ihre Komödiantenbande gewonnen wurde, bezeichnet die völlige Verwilderung und Meisterlosigkeit der deutschen Schauspielkunst zu Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts. Hatte schon die Energie und geistige Ueberlegenheit Velthen’s die Entartung des Bühnenspiels, welches unabhängig von der Litteratur wucherte, – die schlesische Dichterschule war ohne Einfluß auf die Fortbildung der Schauspielkunst verblieben und die Anleihen bei Corneille und Molière hatten dem Bedürfniß deutschen Volksthums nicht zu genügen vermocht – nicht aufzuhalten vermocht, so ging nach seinem Tode das deutsche Schauspiel seiner Auflösung in Unflätherei und Gemeinheit der extemporirten Komödie unaufhaltsam entgegen. Das Bedürfniß, den Darstellungen Abwechslung und neuen Anreiz zu verleihen, veranlaßte die Wittwe Velthen, B. zu engagiren, der bei einer italienischen Komödiantentruppe jahrelang in Deutschland den Arlechino agirt hatte. Er [132] radebrechte das Deutsche und hatte darin ein Mittel, komisch zu wirken. Er verpflanzte den Arlechino auf die deutsche Volksbühne. Der alte Hanswurst oder Pickelhäring trieb nun unter dem Namen Harlekin sein altes Geschäft, in den „Hauptactionen“ als Begleiter des Helden unsinniges und unfläthiges Zeug zu sprechen und sich unanständig zu gebärden und in den Nachspielen komischer Gattung die Hauptrolle zu spielen und den hauptsächlichen Anreiz auf das schaulustige Publicum zu üben. – Die näheren Lebensumstände Bastiari’s sind unbekannt. Der Charakter seiner Epoche blieb dem deutschen Schauspiel bis zur Neuberin, von deren Auftreten eine neue Entwickelung der Schauspielkunst datirt. Der Harlekin verwandelte sich später in eine Menge typischer, komischer Charaktere, die ein zähes Leben fristeten (am längsten in Wien), endlich von der Schaubühne vertrieben wurden und sich in das Puppenspiel flüchteten, wo sie bis in unsere Tage (Gesellschaft Magnus in Dresden) ihr Unwesen getrieben haben. Heute ist „Harlekin“ ein völlig todter Mann.