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Artikel „Basilius, Valentinus“ von Alphons Oppenheim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 125–126, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Basilius_Valentinus&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 08:38 Uhr UTC)
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Basilius: Valentinus B., Chemiker und Arzt, den Uebergang aus dem Zeitalter der Alchemie in das der Jatrochemie vermittelnd und durch zahlreiche Schriften, Kenntnisse und Entdeckungen von großem Einfluß; seiner Person und seinen Lebensumständen nach aber unbekannt. Die ältesten uns aufbewahrten Ausgaben seiner Schriften sind im Anfange des 17. Jahrhunderts meistens von Joh. Thölden in Leipzig, Eisleben, Frankfurt und anderen Orten herausgegeben. Die Berühmtheit seines Namens und das Dunkel über seine Person waren bereits 100 Jahre früher so groß, daß Kaiser Maximilian I. im Jahre 1515 Nachforschungen über ihn anstellen ließ. Das Gerücht machte ihn zum Benedictinermönch. Maximilians Nachforschungen in vielen Benedictinerklöstern und im Generalverzeichnisse jenes Ordens in Rom blieben ohne Erfolg. Gudenus in seiner „Historia Erfordiensis“ (Erfurt 1675) läßt ihn 1413 im Sanct Peterskloster dieser Stadt leben. Aber der Umstand sowol, daß er das Antimon als nützlich für die Verfertigung von Buchdruckerlettern angibt, wie auch seine Besprechung der Syphilis als der „newen Frantzosen-Krankheit“, oder „newen Krankheit der Kriegsleut“ versetzen ihn mit größerer Wahrscheinlichkeit nach der Mitte des 15. Jahrhunderts. Seine Anschauungen und Sprechweise gleichen denen des späteren Paracelsus, so seine vermuthlich berechtigten Ausfälle gegen die Medicin seiner Zeit: „Ach, ihr armen elenden Leute, ihr unerfahrenen Aerzte und vermeinte Doctores, so lange große Recepte schreiben, auf langes Papier und große Zettel, ihr Herrn Apotheker, die ihr große Döpffe voll kochet, laßt doch ewere Augen schmieren und ewer Gesicht balsamiren, auf daß ihr von ewerm überzogenen Fell der Blindheit möget entledigt und den wahren Spiegel des klaren Gesichtes überkommen möget“. (Triumphwagen Antimonii ed. Thölden 1676. p. 62). Auch seine astrologischen Grillen („zum dritten wird auch Gift gewirkt durch das Gestirn, oppositiones und conjunctiones der Planeten“ ib. p. 54), aber auch seine vorgeschrittenen Ansichten über die Körperfunctionen stimmen mit Paracelsus überein (das sal volatile entsteht durch Transformationen im Leibe der Menschen, Repetitio de magno lapide in Manget, Bibliotheca chimica T. II. p. 422). Sein Glaube an den Stein der Weisen stand fest. Er selbst glaubte, ihn bereitet zu haben, aber warnte gleichzeitig vor den Betrügern, die nur aus solchen Erzen Silber erzeugen können, welche bereits Beimengungen desselben enthalten (letztes Testament. Straßburg 1712, I. S. 48). Nach ihm ist die Beschäftigung mit der Alchemie eine religiöse und die Erlangung des Steins der Weisen eine Belohnung innerer Frömmigkeit. Die Verwandelung der Metalle sei eine Reinigung, gleich wie das irdische Leben des Menschen durch Leiden, durch Putrefaction und Sublimation seines edleren Wesens in das ewige Leben übergehe.

So mischt sich bei diesem merkwürdigen Manne schwärmerische Phantasie mit klarer und scharfer Beobachtung. Während sein Tractat über die Wundergeburt [126] der sieben Planeten (dessen Echtheit übrigens nicht feststeht) und andere derartige Schriften der Schwärmerei die Zügel schießen läßt, zeigen seine chemischen Schriften große Kenntnisse und Geschicklichkeit in ihrer Anwendung. Sein „Cursus triumphalis Antimonii“ ist die erste chemische Monographie und dies Metall und zahlreiche Verbindungen desselben mit Schwefel, Chlor und Sauerstoff (vitrum Antimonii, Goldschwefel, Spießglanzbutter etc.) sind ihm wohlbekannt, ebenso das Arsen und Operment, Quecksilbersalpeter, Bleizucker, Knallgold, Grünspan, Eisenvitriol und Salzsäure, die er zuerst durch Destillation von Kochsalz und Vitriol gewann. Er kannte den Weingeist und seine Aetherificirung genauer als seine Vorgänger. Seine analytischen Methoden (Calcinirung, Umgießen mit Metallen, Einwirkung von Säuren und Alkalien, erlaubten ihm im ungarischen Eisen Kupfer, im Silber von dort Gold, im mannsfeldischen Kupfer Silber nachzuweisen. Er erwähnt des Schießpulvers als Pulvis tormentarius und daß Kochsalz seine Explosionskraft vermindert und er kennt und gibt Mittel gegen die Grubengase und die irrespirable Luft, welche durch Gährung erzeugt wird. Das Antimon benutzte er zur Reinigung des Goldes und in mannigfacher Form als Arznei, auch gegen Syphilis, für die er außerdem Salze des Bleies und Quecksilbers empfahl. Was den Gesunden ein Gift sei, so erkannte er, werde für den Kranken häufig Arznei.

Seine hauptsächlichen Schriften sind: „Triumphwagen des Antimonii“; „Von dem großen Stein der uralten Weisen“; „Macrocosmus“; „Offenbarung der verborgenen Handgriffe“ (Apocalypsis chemica); „Testamentum ultimum oder letztes Testament“ und mit diesem nahe übereinstimmend die „Haliographia“. Eine Reihe kleinerer Schriften und Näheres über die Ausgaben findet sich in den Geschichten der Chemie von Gmelin, von Kopp und besonders von Höfer angeführt.