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Artikel „Bary, Erwin von“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 228–229, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bary,_Erwin_von&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 11:24 Uhr UTC)
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Bary: Erwin von B., Afrikareisender, aus Familie französischer Abstammung am 22. Februar 1846 zu München geboren, nach naturwissenschaftlichen [229] und medicinischen Studien in Leipzig, Zürich und München Arzt in der bairischen Armee im Kriege von 1870/71, kurze Zeit fürstlicher Leibarzt zu Sondershausen, 1872 in Malta, wo er nach dem Rathe von Rohlfs sich für eine Afrikareise vorbereitete. Im Herbst 1875 machte er seinen ersten Ausflug von Tripolis aus in das Ghuriangebirge und ging im August des folgenden Jahres, dasselbe Gebirge überschreitend, in das Land der Tuareg. Zuerst hielt er sich in Ghat auf, das damals eine türkische Garnison empfangen hatte, also für einigermaßen sicher gelten konnte. Aber die Fehde, in der die zwei großen Tuaregstämme Asgar und Hoggar lagen, machte es ihm unmöglich, seinen Plan auszuführen, in das Hoggar-Hochland einzudringen. Es gelang ihm nur, von Ghat aus das nordwestlich gelegene Miherothal zu besuchen, das früher Duveyrier nur gestreift hatte. Dann änderte er seinen Plan, faßte Air (Asben) ins Auge, das Barth 1850 zum ersten Mal besucht hatte, und dachte von dort entweder über Timbuktu oder über Sokoto die Küste zu erreichen. Da sich aber die Verhältnisse nicht besserten, ging er Anfang 1877 südwärts bis Aïr vor, wo er, arm an Mitteln, in Adschiro und Tintaghoda langsam ausgeplündert wurde, und nicht weiter daran hätte denken können, über Egedes nach dem Sudan, etwa nach Kano, vorzudringen, auch wenn die Unruhe der Wüstenstämme es ihm gestattet hätte. Am 3. October 1877 kehrte er nach Ghat zurück. Mit diesem Tage schließt das werthvolle Tagebuch ab, das B. von der Abreise von Tripolis am 29. August 1876 an sorgsam geführt hatte. B. fand in Ghat Ausrüstungsgegenstände und eine Unterstützung der Berliner Gesellschaft für Erdkunde, vollendete noch in den Reisekleidern seinen Reisebericht und sandte Briefe ab. Den Abend verbrachte er mit dem ihm befreundeten Kaimakan und anderen Einwohnern von Ghat und begab sich erst nach Mitternacht zur Ruhe. Als der Diener ihn wie gewöhnlich Morgens wecken wollte, fand er ihn im tiefsten Schlaf und Vormittags entdeckte man, daß er eine Leiche sei. Die Angabe in den Nekrologen, B. sei am 1. oder 2. October gestorben, ist nach dem eigenen am 3. October abgeschlossenen Tagebuch des Reisenden unrichtig. Es ist begreiflich, daß sich das Gerücht verbreitete, er sei an Gift gestorben. Aber die erste und auch spätere Nachrichten glaubten an den Tod durch Erschöpfung. Berichte und Tagebuch hat die Berliner Gesellschaft für Erdkunde 1877–80 in ihren Verhandlungen und ihrer Zeitschrift veröffentlicht. Schirmer hat beide ins Französische übersetzt 1899 herausgegeben. B. war ein vielseitiger und scharfer Beobachter, seine Berichte gehören bis heute zu den besten Quellen über die Natur und die Völker der westlichen Sahara. Man findet sie sammt den Lebensnachrichten zusammengestellt in Schirmer, Le dernier rapport d’un Européen sur Ghat et les Touareg de l’Aïr. Paris 1898.