ADB:Baron, Ernst Gottlieb
Gerber’s Angabe † 12. April 1760. – Anfänglich wurde er zur väterlichen Profession angehalten, doch empfing er schon seit 1710 durch den Böhmen Kohott Unterricht im Lautenschlagen und wandte sich außerdem bald wissenschaftlichen Studien zu. Nachdem er das Elisabeth-Gymnasium seiner Vaterstadt absolvirt hatte, studirte [83] er von 1715–19 in Leipzig Philosophie und die Rechte, dann bis 1722 noch in Halle und Jena, reiste ungefähr 6 Jahre mit vorübergehendem Aufenthalte in Cassel, Fulda, Würzburg, Regensburg, Nürnberg, wo ihm seine Meisterschaft auf der Laute in Verbindung mit einem heitern liebenswürdigen Naturell überall die beste Aufnahme bereitete, war darauf seit 1728 als Lautenist in gothaischen, von 1732–37 in eisenachischen Diensten, ließ sich an verschiedenen Höfen mit Beifall hören, und kam endlich gegen Ablauf des J. 1737 nach Berlin, wo er vom damaligen Kronprinzen als Theorbist angestellt wurde. Nachdem er noch eine Reise nach Dresden und daselbst die Bekanntschaft namhafter Kunstgenossen (Weiß, v. Hofer, Kropfganß und Schwester, Belgratzky) gemacht hatte und nach Berlin zurückgekehrt war, wurde er 1740 in die königl. preuß. Capell- und Kammermusik aufgenommen und blieb deren Mitglied bis zu seinem Tode. – Vgl. Walther, Lex.; Marpurg, Beiträge I. 544. Eine belustigende Geschichte, wie und mit welchem Erfolge er nach antikem Vorbilde, die Leidenschaften einiger Commilitonen zu Jena durch die Macht der Musik erregte, steht in Marpurg’s Anekdotensammlung „Legende einiger Musikheiligen von Metaphrastes“ Cöln 1786, S. 158.
Baron: Ernst Gottlieb B., berühmter Lautenist und Theorbist, auch musikalischer Schriftsteller, geb. 17. Febr. 1696 zu Breslau, wo sein Vater Posamentier und nachher Küster bei St. Barbara war; nachAls Künstler auf der Laute gehörte B. zu den vorzüglichsten seiner Zeit; auch hat er viel für sein Instrument componirt: Concerte mit Begleitung, Sonaten, Partiten, Solo’s, Duo’s, Trio’s; doch ist Alles Manuscript geblieben. Seine im Drucke erschienenen, meist der Beachtung nicht unwerthen Schriften sind: „Historisch-theoretisch- und practische Untersuchung des Instruments der Lauten“ etc. 1727, eines der besseren Bücher dieser Gattung und noch heute schätzbar; „Beytrag zur historisch-theoretisch- und practischen Untersuchung der Laute, in Marpurgs’s Beiträgen II. 65; „Abhandlungen von dem Notensystem der Laute und der Theorbe“, ebd. II. 119; „Zufällige Gedanken über verschiedene musikalische Materien“, ebd. II. 124; „Abriß einer Abhandlung von der Melodie“ 1756. Auch diese kleineren Abhandlungen enthalten Interessantes. Uebersetzt hat er außerdem noch: „Versuch über das Schöne etc., aus dem Französischen des Jesuiten Yves Marie André“ (1741), Altenburg 1757; angehängt: „Von dem uralten Adel und Nutzen der Musik, aus dem Französischen des Gresset“ (1751).