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Artikel „Bach, Johann Michael“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 728–729, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bach,_Johann_Michael&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 20:47 Uhr UTC)
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Bach: Johann Michael B., Musiker, geb. 9. Aug. 1648 in Arnstadt, † zu Gehren im Mai 1694, dritter Sohn Heinrich Bach’s (s. Joh. Seb. B., S. 730) und jüngerer Bruder Joh. Christophs (s. u.), erst Schüler und Gehülfe seines Vaters, darauf seit 1673 Organist und Gemeindeschreiber zu Gehren. 1675 verheirathete er sich mit Katharina Wedemann[WS 1] aus Arnstadt; sein einziger Sohn starb vor ihm; von seinen 5 Töchtern ward die jüngste, Maria Barbara, Johann Sebastians erste Gattin. – Johann Michael, wenn auch weniger geistvoll als sein Bruder, zählt doch zu den bedeutenderen unter den älteren Mitgliedern der Familie Bach. Er scheint seine Hauptstärke im Instrumentalen gehabt zu haben. Walther (im Lexikon) rühmt seine „starken Sonaten und Claviersachen“ und noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kannte man seine Choralbearbeitungen und Vorspiele. Für jetzt lassen sich aber deren nur 5, und außer ihnen nur Vocalsachen als erhalten nachweisen, nämlich eine Cantate über die Worte: „Ach bleib uns Herr Jesu Christ“ (G-moll, 4stimmig mit 2 Violinen, 3 Violen, Fagott und Orgel) und 12 Motetten, darunter mehrere 5stimmige (auch in der Instrumentalmusik war damals die Fünfstimmigkeit, aus 3 Geigen und 2 die Harmonie füllenden Bratschen zusammengesetzt, beliebt) und mehrere doppelchörige. Bei Naue, „Neue Motetten für Singchöre von Joh. Christoph Bach und Joh. Mich. B.“, 3 Hefte finden sich davon: „Sei nun wieder zufrieden, meine Seele“, A-moll; „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“, G-dur; „Wo soll ich fliehen hin“, F-dur; „Herr, wenn ich Dich nur habe“, B-dur; „Nun hab ich überwunden“, G-dur und „Unser Leben ist ein Schatten“, C-moll. Von besonderer Schönheit ist namentlich diese letzte, 2chörig (6- und 3stimmig). Die meisten Texte dieser Motetten sind aus Bibelwort und Gesangbuchsliedern zusammengesetzt. Das Recitativ und die Arie nach italienischem Muster drangen überhaupt erst nach 1700 in die Cantate ein.

Joh. Michael zeigt sich als Contrapunctist nicht eben stark; seine Stimmenführung leidet oft an Ungeschick und in seinem Vocalsatz überwiegt durchaus der homophone Stil. Wo z. B. der Choral eintritt, pflegt B. die Unterstimmen [729] nur als accordische Begleitung zu gestalten. Unverkennbar ist an einzelnen Stellen seine Anlehnung an Hammerschmidt. – Er baute auch Instrumente. – Vgl. Spitta, J. S. Bach I. 33. 37–40. 51–71. 105.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der Vorlage unleserlich. Korrigiert nach: Karl Geiringer: Die Musikerfamilie Bach. Musiktradition in sieben Generationen. 2. Auflage, verbesserte Neuausgabe. C. H. Beck, München 1977, ISBN 3-406-06985-1, S. 35 u. 45.