Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Appun, Karl Ferdinand“ von Julius Löwenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 508–509, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Appun,_Karl_Ferdinand&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 16:53 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Appel, Joseph
Nächster>>>
Aquila, Aegidius
Band 1 (1875), S. 508–509 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl Ferdinand Appun in der Wikipedia
Carl Ferdinand Appun in Wikidata
GND-Nummer 118649906
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|1|508|509|Appun, Karl Ferdinand|Julius Löwenberg|ADB:Appun, Karl Ferdinand}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118649906}}    

Appun: Karl Ferdin. A., Reisender in Amerika, geb. in Bunzlau in Nieder-Schlesien 24. Mai 1820, † im Juli 1872 in brit. Guyana, war der zweite Sohn des Buchhändlers Karl Friedr. A., besuchte die Stadtschule seines Geburtsorts und das Gymnasium zu Glogau, und trat früh in das väterliche Geschäft, widmete sich aber, da ihm die nöthigen Bücher leicht zugänglich waren, mit großem und erfolgreichem Eifer den Studien der Naturwissenschaften, namentlich der Botanik und Zoologie. Autodidakt im strengsten Sinne des Wortes ging er 1849 auf Humboldt’s Rath und unterstützt von König Friedrich Wilhelm IV. als Botaniker nach Venezuela. Fast 10 volle Jahre wanderte und sammelte er in den Wildnissen dieses Landes, dann wandte er sich im Auftrage der engl. Regierung nach Guyana, nach Demarara in gleicher, eifriger Thätigkeit. Er durchforschte den größten Theil dieser Colonie, zog dann weiter durch einen Theil Brasiliens, auf dem Rio Branco, Rio Negro und dem Amazonenstrome bis nach Tabatinga an den Gränzen Peru’s. Auch diese Wanderungen währten fast 10 Jahre. Seine Sammlungen verschiedener Hölzer erwarben auf der Londoner Industrieausstellung zwei Preise. So lebte A. 20 Jahre ohne irgendwelche Unterstützung in dem Innern Amerikas vor allem botanischen und zoologischen Studien, von der tropischen Natur vollständig imprägnirt. Während dieser langen Zeit erschienen von ihm nur wenige einzelne Artikel in deutschen Zeitschriften, namentlich in Cotta’s „Ausland“. Erst nach seiner Heimkehr 1868 veröffentlichte er 1871 ein größeres Werk „Unter den Tropen“ in 2 Bänden, mit Illustrationen, die er selbst nach der Natur gezeichnet. Der 1. Band schildert Venezuela. Die Wanderungen gehen sonach in Länderstriche, die schon Humboldt 1799 durchzogen. A. widerspricht einzelnen Mittheilungen desselben, dem Winterschlaf der Krokodile, dem Gymnotenfang durch Pferde, er giebt der Milch des Kuhbaums animalische Eigenschaften, kommt aber dabei in Widersprüche mit sich selbst. – Der 2. Band, Britisch-Guyana, ergänzt Schomburgk’s Reisen oft recht wesentlich. Der Schwerpunkt des ganzen Werkes liegt in den botanischen Einzelschilderungen, in dem, was er über die wunderbare Vegetation Venezuelas, über die außerordentlichen mannichfaltigen nutzbaren Pflanzen, über die Cultur der Handelsgewächse, über die tropische Landwirthschaft mittheilt. Hier ist er Kenner und Meister. Auch die ethnographischen Beobachtungen sind von hohem Interesse. Gleichwol besteht das Werk eigentlich nur aus einer Reihe aneinandergefügter [509] Einzelheiten, ohne großen Horizont, ohne Totalansichten. Ueberreich ist es an persönlichen Abenteuern oft sehr romantischer Art. Nach dreijährigem Aufenthalt in der Heimath kehrte A. wieder nach Britisch-Guyana zurück. Von hier meldete die zu Georgetown erscheinende „Royal Gazette“ vom 18. Juli 1872 seinen Tod aus der Strafcolonie, wo er wissenschaftlichen Forschungen nachlebte. „In früheren Jahren“, schreibt sie, „hatte Appun einige Zeit in einer Indianer-Niederlassung gelebt, und litt seitdem an der fixen Idee, daß ihm von Indianern nachgestellt würde. Die Furcht vor diesen eingebildeten Nachstellungen veranlaßte ihn daher fortwährend ein verschlossenes Gefäß mit Schwefelsäure bei sich zu führen. Durch einen unglücklichen Zufall ergoß sich der Inhalt desselben über sein Gesicht und seine Augen. Man brachte ihn in einem so entkräfteten Zustand auf die Niederlassung zurück, daß alle Bemühungen ihn am Leben zu erhalten, erfolglos blieben, und er wenige Tage danach seinen Verletzungen erlag.“ Außer dem Hauptwerke „Unter den Tropen“ erschienen von ihm zahl- und umfangreiche Artikel im „Ausland“ in den J. 1868–1872, im „Globus“ 1870, in „Aus allen Welttheilen“ 1871 und noch bis Ende des J. 1872 brachte „Das Ausland“ von ihm eine Reihe von Artikeln über die Indianer von Brit. Guyana. (Vgl. Petermann’s Mittheilungen etc. 19. B. 1873. S. 56.)