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Artikel „Anna Dorothea, Aebtissin von Quedlinburg“ von Karl Janicke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 470, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Anna_Dorothea&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 02:19 Uhr UTC)
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Anna Dorothea, Aebtissin von Quedlinburg, Herzogin von Sachsen-Weimar, war 12. Nov. 1657 geboren. Bis 1684 Dechantin, wurde sie nach dem Tode (13. Dec. 1683) ihrer Vorgängerin Anna Sophia, Landgräfin von Hessen, zur Aebtissin gewählt, vom Kaiser bestätigt und im Januar 1685 feierlich eingeführt. Kurze Zeit nach Antritt ihrer Regierung wurde das Verhältniß Quedlinburgs zu Kursachsen als Inhaber der Schutzherrschaft über das Stift durch einen Vergleich, den sogenannten Concordienreceß, geregelt. Bereits um diese Zeit machte Kurbrandenburg, das im westphälischen Frieden das Bisthum Halberstadt als säcularisirtes Fürstenthum erhalten hatte, Ansprüche auf Quedlinburg, weil die Grafen von Reinstein, deren Gebiet dem Bisthum Halberstadt schon im 14. Jahrhundert einverleibt war, vordem Schutzherren des Stiftes und der Stadt gewesen waren. Nach längeren Verhandlungen verkaufte endlich Kurfürst Friedrich August von Sachsen im J. 1697 dem Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg die Schutzgerechtigkeit über Stift und Stadt für 340000 Thlr. Die Aebtissin protestirte gegen diesen Verkauf, weil derselbe ohne ihr Wissen geschehen sei und verweigerte Kurbrandenburg die Belehnung mit der Schutzherrschaft. Aber dieses ließ die Stadt am 30. Jan. 1698 durch zwei Compagnien Soldaten besetzen, und nach mehrfachen Unterhandlungen erfolgte denn auch seitens der Bürgerschaft am 8. Sept. die Huldigung. Die Stiftsbeamten und Geistlichen weigerten sich anfänglich die Huldigung zu leisten und sich der neuen Ordnung der Dinge zu fügen, aber das energische Verfahren Kurbrandenburgs brach bald ihren Widerstand. In die letzten Regierungsjahre der Aebtissin A. Dorothea fallen noch mehrere Conflicte mit dem Rathe von Quedlinburg und der neuen Schutzherrschaft wegen der Besetzung einiger Pfarrstellen. Sie starb, noch nicht 47 Jahre alt, am 24. Juni 1704.

Voigt, Gesch. von Quedlinburg II. 514–592.