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Artikel „Adlung, Jacob“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 86–87, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adlung,_Jacob&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:59 Uhr UTC)
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Band 1 (1875), S. 86–87 (Quelle).
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Adlung: Mag. Jacob A., Gelehrter, musikalischer Schriftsteller und Organist, geb. 14. Jan. 1699 in dem Erfurter Dorfe Bindersleben, woselbst sein Vater Organist und Schuldiener war; † 5. Juli 1762. Schon beim ersten Unterrichte, den ihm der dortige Pfarrer Lüpke ertheilte, verrieth er so gute Geistesanlagen, daß seine Eltern ungeachtet ihrer geringen Mittel beschlossen, ihn studiren zu lassen. Ostern 1711 kam er nach Erfurt auf die Andreasschule, 1713 auf das Gymnasium, wo er blieb, bis er sich als Chorpräfect so viel Geld gesammelt hatte, um Ostern 1721 auf die Universität übergehen zu können. Einer Lockung, Amtsnachfolger seines bald darauf verstorbenen Vaters zu werden, widerstand er glücklich, siedelte 1723 von Erfurt auf die Universität Jena über, wo er mit außerordentlichem Fleiße Philosophie, Philologie und Theologie studirte, und 28. Nov. 1726 Magister wurde. Am 1. Oct. 1727 disputirte [87] er, um sich in Jena als Docent habilitiren zu können, als aber im December desselben Jahres der Organist an der Predigerkirche zu Erfurt, Heinrich Buttstett, starb, beschloß A., von der akademischen Laufbahn einstweilen abzustehen und von der Musik Profession zu machen. Schon als Knabe hatte er von seinem Vater etwas Unterricht im Clavier und Singen empfangen und in Erfurt auf den Schulen bei verschiedenen Cantoren sich weiter gebildet; den Grund zu seinem nachmals tüchtigen Orgelspiele legte er bei dem Erfurter Organisten und nachherigen Rathsmeister Christian Reichardt, in dessen Hause er 1711 Aufnahme gefunden hatte. Auch in Jena trieb er seine musikalischen Studien eifrig fort, las und excerpirte viele musikwissenschaftliche Werke, womit Reichardt und Walther in Weimar ihn reichlich versahen, verfaßte auch dort schon die meisten seiner musikalischen Schriften. Daneben benutzte er fleißig die Orgel, welche der Organist Joh. Nicol. Bach ihm zur Uebung überließ, und erreichte einen solchen Grad von Fertigkeit, daß er nach Buttstett’s Tode 1727 den angesehenen Organistendienst an der Predigerkirche zu Erfurt erhielt. Seine wissenschaftlichen Arbeiten ließ er nun vorläufig ruhen, legte sich aber zugleich auf den Instrumentenbau. Allein 21. Oct. 1736 brannte sein Haus ab, wobei er nicht blos seine Musikalien, Bücher und einige noch ungedruckte musikalische Schriften, sondern auch sein Werkzeug einbüßte, womit die Claviermacherei für immer ein Ende nahm. Seine Neigung zur Lehrthätigkeit veranlaßte ihn Ostern 1741 zu Habilitirung bei der Universität Erfurt; doch sah er sich, bei der Unsicherheit der aus Vorlesungen erwachsenden Einnahme bald nach einer festeren Lehrerstellung um, und wurde auch noch am 28. Aug. desselben Jahres 1741 Professor am evangelischen Rathsgymnasium, unbeschadet seines Organistendienstes. Er verblieb in beiden Aemtern bis zu seinem Tode.

Compositionen von ihm sind nicht bekannt; von seinen musikalischen Schriften sind im Druck erschienen: „Anleitung zu der musikalischen Gelahrtheit“, mit einer Vorrede von Joh. Ernst Bach, Erfurt 1758; 2. Aufl. besorgt von Joh. Adam Hiller, Dresden und Leipzig 1783. Das fleißig zusammengetragene Werk handelt von der Theorie und Praxis der alten und neuen Musik, von der Singekunst, der Orgel und anderen Instrumenten etc.; für seine Zeit enthält es manches Belehrende und brauchbare Nachrichten, hat gegenwärtig aber keinen besonderen Werth mehr. Meist entstand es aus früheren Excerpten, und die von der Orgel und andern Tasteninstrumenten handelnden Capitel sind auch zum Theil nur Auszug aus des Verfassers schon früher entstandener „Musica mechanica organoedi“, welche er 1726 begonnen und größtentheils noch in Jena ausgearbeitet und beim Brande seines Hauses glücklich gerettet hatte. Doch erschien dies schätzbare Werk erst nach seinem Tode, herausgeg. von M. Joh. Lorenz Albrecht, mit Zusätzen von Joh. Friedr. Agricola, 2 Thle., Berlin 1768. Es beschreibt sehr gründlich Structur, Gebrauch und Erhaltung der Orgel und anderer Tasteninstrumente und enthält eine große Menge Orgeldispositionen mit ergänzenden Hinweisungen auf Prätorius, Mattheson u. A. In die Vorrede des 2. Theils hat Albrecht eine Autobiographie Adlung’s aufgenommen. „Musikalisches Siebengestirn“, ursprünglich lateinisch abgefaßt, sieben auf Harmonie bezügliche Fragen behandelnd. Infolge dieser Schrift wurde A. Jan. 1755 Mitglied der Akademie zu Mainz, doch erschien sie gleichfalls erst nach seinem Tode, von M. Joh. Lor. Albrecht herausgeg., Berlin 1768. Ungedruckt geblieben und als Handschriften verloren gegangen sind noch: eine „Vollständige Anweisung zum Generalbaß“; „Anweisung zur italien. Tabulatur“, und „Anweisung zur Fantasie und zu den Fugen“.

Hiller, Lebensbeschreib. berühmter Musikgel. Nr. 1.