ADB:Adelmann von Adelmannsfelden, Alfred Graf

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Artikel „Adelmann von Adelmannsfelden, Alfred Graf“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 702–704, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adelmann_von_Adelmannsfelden,_Alfred_Graf&oldid=- (Version vom 2. Dezember 2024, 14:03 Uhr UTC)
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Adelmann: Alfred Graf A. von Adelmannsfelden wurde am 4. Juli 1848 in Stuttgart geboren. Sein Vater, Graf Friedrich A., war zu jener Zeit Justizassessor und gehörte vorübergehend dem katholischen Kirchenrath an, der den confessionellen Frieden im Lande befestigen sollte, aber durch die Herrschsucht der Römlinge gerade das Gegentheil hervorrief. Die Mutter, Sophie geb. v. Vischer-Ihingen, eine Verwandte Uhland’s und Protestantin, verlor den Gatten schon nach fünfjähriger Ehe (1852) und widmete nun ihr Leben ausschließlich der Erziehung ihrer beiden Knaben, von denen Alfred der älteste war; sie hatte die Freude, das Gemüthsleben des letzteren bei aller feurigen Lebhaftigkeit sich herrlich entfalten zu sehen. Nachdem A. das Gymnasium in Stuttgart besucht hatte, auf dem ihm besonders der Oberstudienrath Dillmann nahe trat, bezog er im Herbst 1864 die damalige Kriegsschule in Ludwigsburg, um sich der militärischen Laufbahn zu widmen. Die schon früh zum Ausdruck gekommene Vorliebe für dieselbe wich auch später erst, nach schwerem Ringen, dem Drange einer freien geistigen Thätigkeit. Beim Ausbruch des Krieges von 1866 wurde die Kriegsschule aufgelöst und A. mit dem Officierspatent zur Reserve gestellt; nach dem Friedensschlusse trat er dann noch einmal für ein Jahr in die Lieutenantsschule in Ludwigsburg ein und wurde darauf zum Secondlieutenant im jetzigen Ulanenregiment Nr. 20 ernannt. So lieb ihm sein Beruf als Soldat war, so freudig er in ihm diente, so erschien er ihm dennoch mit den Jahren für sich allein nicht genügend, und durch vertieftes Eindringen in die reichen Geistesschätze deutscher Litteratur entwickelte sich denn [703] auch in ihm nach und nach der innere Trieb, neben der gewöhnlichen Erfüllung der dienstlichen Pflicht etwas Außergewöhnliches zu leisten. So erwachte in ihm der Gedanke, sich schriftstellerisch zu bethätigen, und schon 1869 veröffentlichte er in den „Blättern für den häuslichen Kreis“ seine erste Novelle „Mathilde“ (Gesammelte Werke, Bd. IV). Im Juli 1870 zum Premierlieutenant befördert, sollte A. beim Ausbruch des Krieges gegen Frankreich in der Heimath zu kleinlichem Dienst zurückbleiben; doch wußte er sich vom Könige selber die Erlaubniß zur Theilnahme an dem Feldzuge zu erbitten. Bei Sedan, bei Mezières, bei Nogent a. S., wo er sich durch einen selbständigen Angriff mit seinem Reiterzuge das eiserne Kreuz erwarb, in den Schlachten bei Villiers und Champigny hatte er Gelegenheit, sich als pflichttreuer Soldat zu bewähren. Trotz der äußersten Anspannung aller Kräfte, welche die Kriegszeit erforderte, fand A. auch im kriegerischen Leben, in Bivouaks, in Quartieren und während der Occupation der Champagne immer noch Zeit, in frisch gezeichneten Bildern den Daheimgebliebenen kurze Erinnerungen, Skizzen und Novelletten als Grüße in die friedliche Heimath zu entsenden, die er später gesammelt unter dem Titel „Aus dem Felde“ (1871) herausgab, und denen er bald darauf seinen schon vor dem Kriege begonnenen Roman „Selbst errungen“ (1872) und die Novelle „Ein Ausflug in die Normandie“ (1873) folgen ließ. Inzwischen war Graf A. nach Ludwigsburg versetzt worden, wo er neben seinem täglichen Dienst auch noch den Unterricht in Geschichte und Geographie in der Regimentsschule und den Fechtunterricht der Officiere des Regiments zu ertheilen hatte. Im J. 1872 unternahm er eine Reise nach Norwegen und Schweden, Dänemark und Helgoland, sowie 1873 eine solche in das Salzkammergut und nach Wien. Die Eindrücke, die er dabei empfing, sowie der immer stärker werdende Trieb nach umfassender Weiterbildung bestimmten ihn, wiederholt ein dienstliches Gesuch um einen einjährigen Urlaub zum Besuch der Universität Wien und Italiens einzureichen, aber erst im Herbst 1874 wurde ihm die ersehnte Erlaubniß zu theil. In Wien widmete er sich den Winter hindurch philosophischen, geschichtlichen, litteratur- und kunstgeschichtlichen Studien und genoß zugleich in den Kreisen der hohen Aristokratie, sowie im Hause des deutschen Botschafters, Generals v. Schweinitz, und in demjenigen Franz Dingelstedt’s die Freuden und Anregungen des geselligen Lebens. Nach einer kurzen Reise in die Hauptstadt Ungarns ging er im März 1875 nach Italien und verweilte dort, dasselbe bis Syracus durchwandernd, bis zum Herbst d. J. Seine von hier aus an die Mutter gerichteten Briefe gab er später u. d. T. „Aus Italien. Sieben Monate in Kunst und Natur“ (1877) als selbständiges Werk heraus. Dankbar bewegt und ergriffen von Italiens Kunst und Natur kehrte er zum dienstlichen Leben seines Regiments zurück. Im Frühjahr 1876 wurde er zum Adjutanten der 27. Cavalleriebrigade und im Januar 1877 zum persönlichen Adjutanten des Prinzen Wilhelm, Thronfolgers von Württemberg, ernannt, sowie kurz darauf zum Rittmeister befördert. Seine neue dienstliche Stellung führte ihn in den folgenden drei Jahren an verschiedene Höfe, und die prunkvollen Festlichkeiten, namentlich am Kaiserhofe in Berlin, boten Momente von geschichtlicher und ergreifender Bedeutung dar. Daneben arbeitete er trotz mannichfacher Enttäuschungen und Zurückweisungen, die sein Talent erfuhr, im Stillen ruhig und unentwegt in dem schriftstellerischen Berufe fort. So entstanden in jener Zeit der patriotische Roman „Schwert und Feder“ (1881), der ihn schon in Italien beschäftigt hatte, die kleinen Novellen „Die Rose“ und „Das Mädchen aus der Fremde“ und die Skizze „Was ist Glück?“ (sämmtlich Ges. W. III). Diese Thätigkeit versetzte ihn aber in einen immer heftiger werdenden Kampf zwischen der Liebe zu dem militärischen Berufe, der ihm eine hervorragende Laufbahn eröffnete, und der [704] Neigung zur Arbeit auf geistigem Gebiete, und endlich gewann die letztere, unterstützt von dem ihm innewohnenden Drang nach völliger Freiheit und Unabhängigkeit die Oberhand. Er nahm zunächst zu Anfang des Jahres 1880 einen halbjährigen Urlaub, um an der Universität Berlin seine in Wien begonnenen Studien fortzusetzen, und schied dann im Juli d. J. völlig aus dem activen Dienst der Armee. Zu Anfang des Jahres 1881 ging er noch einmal nach Berlin und knüpfte hier die litterarischen und freundschaftlichen Beziehungen zu Treitschke, Auerbach, Spielhagen, Helmholtz, v. Hülsen u. A. von neuem an, wandte sich dann nach Paris und lebte, nachdem er sich im Mai 1882 vermählt hatte, fünf Monate an der Riviera, deren Naturpracht er uns später in dem Buche „Am ligurischen Meere“ (1883) schilderte. Heimgekehrt, ließ er sich zunächst auf dem Schlosse und Rittergute Horst in Rheinpreußen nieder, wo er seine Novelle „Fenella“ (1886) zum Abschluß brachte, siedelte dann im November 1883 nach Schloß Allner an der Sieg über und nahm schließlich 1886 seinen Wohnsitz in Wiesbaden.

Inzwischen war seine schriftstellerische Thätigkeit auch auf das politische und kirchenpolitische Gebiet hinübergelenkt worden. Bei seiner begeisterten Liebe für „ein starkes Kaiserthum, für ein kriegstüchtiges Heer und einen waffengewaltigen Einheitsstaat“, der er schon in einem „Mahnruf an die deutsche Jugend“ (Ges. W. I) Ausdruck gegeben hatte, mußte ihn das Treiben der ultramontanen Partei im preußischen Parlamente mit tiefer Empörung erfüllen. Sein vaterländisches Empfinden drängte ihn, in einem „Offenen Brief gegen das Centrum“ (Ges. W. I) Stellung dagegen zu nehmen. Derselbe fand weithin die ernsteste Beachtung und erregte um so größeres Aufsehen, als er von einem Katholiken ausging. In derselben Richtung bewegten sich dann seine weiteren Schriften „Der edle Liberalismus und sein gefährlichster Gegner“ (1884), sein Manifest „Frei von Rom!“ (1886) und sein „Weckruf an den deutschen Nationalstolz“ (Ges. W. I). Dazwischen entstanden dann noch seine Romane und Novellen „Was ist Glück?“ (1885); „Beno Donzini“ (1885); „Im Königsforst“ (Ges. W. II); „Italienische Novellen“ (Ges. W. IV) und kleinere Arbeiten (Ges. W. III). Zwei Ziele lassen sich in diesem schriftstellerischen Wirken klar erkennen. Das eine, welches in allen Arbeiten Adelmann’s, wenn auch oft nur in wenigen Strichen hervortritt, ist die Förderung des nationalen Bewußtseins, der Liebe zum geeinten Vaterlande und der stolzen Freude an demselben, wie das Eintreten für die Erhaltung eines kraftvollen deutschen Reiches. Das zweite Ziel ist, durch seine Arbeiten dafür thätig mitzuwirken, daß der Roman und die Novelle von der niederen Stufe der Unterhaltungslectüre wieder auf die sittliche Höhe edel wirkender Dichtung erhoben, und daß die Schönheit und Reinheit der deutschen Sprache in der Form des Ausdrucks erhalten und zu erhöhter Geltung gebracht werde. – Graf A. starb in Wiesbaden am 18. April 1887. Von seinen „Gesammelten Werken“ erschienen 1889–1900 sechs Bände.

Persönliche Mittheilungen. – Biographisches im 1. Bande der Gesammelten Werke.