A. W. Kaniß, Wurzen, Mechanische Draht- und Hanfseilfabrik, Riemenweberei und Flechterei

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Autor: Diverse
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Titel: A. W. Kaniß, Wurzen, Mechanische Draht- und Hanfseilfabrik, Riemenweberei und Flechterei
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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A. W. Kaniß, Wurzen
Mechanische Seilfabrik und Riemenweberei.


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A. W. Kaniß, Wurzen
Mechanische Draht- und Hanfseilfabrik, Riemenweberei und Flechterei.

Als der Inhaber dieser Firma sich vor nunmehr einem Vierteljahrhundert – am 3. Oktober 1866 – in Wurzen etablierte, ahnte niemand, welch umfangreiches und bedeutendes Etablissement sich aus dieser schlichten Seilerwerkstatt entwickeln würde. Der junge Anfänger, Herr A. W. Kaniß, dem nur ein einziger Geselle zur Seite stand, gehörte nicht zu den Glücklichen, denen entsprechendes Kapital den Anfang erleichtert, und hierzu gesellte sich bald noch die schmerzliche Enttäuschung, daß am Orte selbst seine Waren keine Abnehmer fanden. Indes dieser Mißerfolg war sein Glück, denn er veranlaßte ihn, sich seine Kundschaft auswärts zu suchen und somit die ersten Schritte zu thun, sich jenes große Absatzgebiet zu sichern, das die Firma heute besitzt. Sehr bald erlangten die Artikel des Wurzener Seilermeisters ein wohlverdientes Renommee in betreff der vorzüglichen Arbeit, des soliden Materials und der pünktlichen Lieferung. Ermutigt durch diese Erfolge, verlegte sich Herr A. W. Kaniß vom Jahre 1870 an auch auf die Fabrikation von Hanfgurten, an denen er so wesentliche Verbesserungen anbrachte, daß sie den Namen in der Geschäftswelt früher bekannt machten als ein anderer Artikel, der sich ebenfalls einer großen Popularität erfreut, nämlich die Wurzener Biskuits.

Rasch eroberten sich die Wurzener Hanfgurte das ganze Deutsche Reich als Absatzgebiet, und bald danach auch die Schweiz, Italien, Holland, Schweden, ja selbst Kleinasien, so daß zur Zeit der jährliche Umsatz an verschiedenen Seilerwaren 200 000 kg beträgt.

Natürlich genügte nun die kleine Werkstatt nicht mehr; im Jahre 1874 wurde deshalb von einer Aktiengesellschaft ein großes Grundstück außerhalb der Stadt an der Mulde erworben und mit eigener Gasanstalt versehen, 1884 wurde in diesem Etablissement auch eine zwölfpferdige Dampfanlage angebracht und elektrische Beleuchtung eingeführt.

Von diesem Zeitpunkte an begann die Maschinenarbeit die Oberhand zu gewinnen. Die Dampfmaschine setzt große englische mechanische Webstühle, Drahtseil- und Flechtmaschinen in Bewegung, zu deren Bedienung ungefähr 30 Arbeiter erforderlich sind, während 5 Kontoristen das kaufmännische Personal bilden. Die Anlage der Fabrik ist jetzt derartig, daß selbst die größten Bestellungen in kürzester Zeit geliefert werden können. Außer den schon genannten Wurzener Hanfgurten, die in Mühlen, Zucker-, Stärke- und anderen Fabriken, in Brauereien und Brennereien Verwendung finden, werden in dem Etablissement noch Draht- und Hanfseile zu Transmissionen, [Ξ] geflochtene Stopfbüchsenpackungen von Draht, Hanf und Baumwolle, Läufer, Drahtgitter und Baumwollriemen, ferner Dampfpflugseile und Blitzableitungen fabriziert und in neuester Zeit ist besonders die Herstellung von endlosen Gurten und Schnuren für Molkereien, welche in gleich unerreichter Vorzüglichkeit von keinem anderen Etablissement erzeugt werden, zu einer Spezialität geworden.

Entsprechend den verschiedenartigen Fabrikaten sind auch die dazu verwendeten Roh­-Materialien verschieden. Es werden verarbeitet russischer und italienischer Hanf und Hanf­-Garne, Manila-Baumwoll- und Kokosgarne, Stahl- und Eisendraht, verzinnte, verzinkte und verkupferte Eisen- und Messingdrähte. Es ist nur natürlich, daß die ausgezeichneten Fabrikate der Firma außer der Würdigung in Abnehmerkreisen auch öffentliche Anerkennung fanden, sie wurden auf fünf Ausstellungen prämiiert und zwar in Dresden 1875 mit Ehrendiplom und silberner Medaille (höchste Auszeichnungen), 1876 in Nürnberg, 1880 in Berlin, 1881 in Halle und 1887 in Chemnitz. Vielleicht würde die Zahl dieser Auszeichnungen noch größer sein, wenn nicht Herr A. W. Kaniß sich entschlossen hätte, prinzipiell keine Ausstellungen mehr zu beschicken. Der einzige Erfolg der Beteiligung an solchen war, wie er selbst angiebt, nur der, daß die Konkurrenz seine Muster nachahmte. Auch auf anderen Gebieten fand der Inhaber dieser so erfolgreich arbeitenden Firma die verdiente Würdigung, um so mehr als seine rastlose Thätigkeit sich nicht nur auf seine Fabrik, sondern auch auf öffentliche Interessen erstreckte. Die Stadt Wurzen wählte ihn erst als Stadtverordneten in die Gemeindevertretung und später betraute sie ihn mit den Pflichten eines Stadtrates. Große Verdienste erwarb sich Herr A. W. Kaniß auch um die Gründung eines Gewerbe- und eines städtischen Vereins, vor allem aber um das Zustandekommen der Wurzener Bank, welch letzteres Institut einen glänzenden Aufschwung nahm und sich großer Beliebtheit erfreut.

Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß die Firma A. W. Kaniß in den Söhnen ihres Besitzers die Bürgschaft für eine gedeihliche Zukunft besitzt. Dieselben sind im Geschäft aufgewachsen und bereits jetzt als eifrige Mitarbeiter eine Stütze des Vaters.