„Präsentirt das Gewehr!“

Textdaten
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Autor: Fr. Pecht
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Titel: „Präsentirt das Gewehr!“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 45, 56
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[45]

„Präsentirt das Gewehr!“
Nach dem Oelgemälde von Karl Spitzweg.

[56] „Präsentirt das Gewehr!“ (Mit Illustration S. 45.) Einer der besten Menschen, der humorvollsten Schilderer unseres Volkslebens und einer der trefflichsten Künstler ist mit Karl Spitzweg, dem süddeutschen Ludwig Richter, am 23. September v. J. aus dem Leben geschieden. Die Nachricht von seinem Tode war eine Trauerkunde für alle Freunde der Kunst in ganz Deutschland, denn überall haben seine lebensvollen Darstellungen dem „Dichter in Farben“, dem Meister, der nie eine Akademie oder Malschule besucht und doch es verstanden hat, sich einen ehrenvollen Namen in der deutschen Kunst zu sichern, aufrichtige Anerkennung – hat der schalkhafte, packende und doch behagliche Humor, mit welchem er die kleinen Schwächen der Menschen so unwiderstehlich komisch zu zeigen wußte, ihm die Herzen gewonnen. Will man die ganze Liebenswürdigkeit Spitzweg’scher Kompositionen kennen lernen, so ist das hier mitgetheilte „Präsentirt das Gewehr!“ ein vortreffliches Muster des vollendeten künstlerischen Reizes der Gattung. Wie der Junge vor dem alten Invaliden mit drolligem Ernste präsentirt und dieser sich ebenso martialisch in die Brust wirft, das paßt unübertrefflich zu dem prächtig malerisch auf seinen Felsen aufgethürmten altdeutschen Städtchen, welches, den köstlichen Mittelgrund des Bildes füllend, uns sofort an Landsberg, Dachau, Freising oder sonst eines jener urgemüthlichen altbayerischen Nester erinnert, von denen Landshut mit seiner herrlich malerischen Trausniz den gelungensten Typus bildet. Ueberall neues Leben aus den Ruinen erblühen lassend, das Alte nicht in unversöhntem Gegensatze zum Neuen, sondern in freundlichem Verhältnisse zu demselben zeigend, erinnert Spitzweg hier direkt an Salomon Roos oder Geßner. Es ist eben eine Idylle der köstlichsten Art, voll Sonnenschein, Munterkeit und feinen Blickes für alle die Schönheit und tiefe Gemüthlichkeit, an der unser Vaterland gerade in seinen weltvergessen abseits von der Eisenbahn liegenden alten Städtchen so überreich ist, daß man nur bedauert, sie nicht am Arno statt an der Isar oder dem Lech liegen zu wissen, da dann die Deutschen sie weit eher beachten und schätzen lernen würden. Oder wer hätte jemals außer jenem herrlichen Landshut, Ueberlingen am Bodensee, Rothenburg ob dem Tauber, Miltenberg am Main oder gar das köstliche Meißen gesehen und sich nicht gesagt, daß ganz Italien in seinen Bergstädtchen keine ähnliche Vereinigung von historischem Dufte, malerischem Reiz und tiefer alles mit Liebe umfassender und verklärender Gemüthlichkeit habe. Diese Art von herzerquickender Poesie eines still befriedigten, harmonischen, abgeschiedenen Daseins aber hat nie einen besseren Darsteller gehabt als unseren Spitzweg.
Fr. Pecht.