„Bellen Sie!“
[459] „Bellen Sie!“
Aus den türkischen Manövern im Jahre 1909 erzählt Generalleutnant a. D. Imhoff-Pascha folgende lustige Geschichte von dem verstorbenen Generalfeldmarschall von der Goltz-Pascha: Eine der Divisionen hatte mit Hilfe einer in kürzester Frist fertiggestellten Pontonbrücke einen Fluß überschritten. Trotz der enormen Tagesanstrengungen marschierten die Truppen frisch und munter nach ihren Bestimmungsorten. Die höheren Stäbe blieben noch zurück; es erfolgte eine Besprechung, und dann hieß es: Auf nach den Quartieren! Die Manöverleitung hatte noch etwa fünfzehn Kilometer zurückzulegen und verirrte sich, ganz gleich aus welchen Gründen, bei eingebrochener Dunkelheit in dem wegelosen Gelände. Wir standen rat- und tatlos auf freiem Felde; kein Licht, kein Biwakfeuer war zu sehen, kein Geräusch zu hören. Man beriet hin und [460] her, was zu tun sei; Erkunder wurden abgesandt, sie kamen resultatlos zurück. Plötzlich sagte der Feldmarschall: „Imhoff-Pascha, bellen Sie!“ Ich glaubte nicht recht gehört zu haben und fragte: „Was soll ich tun?“
„Na! Bellen, feste bellen“, lautete die Antwort.
Als Offizier gewohnt, jeden Befehl ohne langes Besinnen sofort auszuführen, bellte ich recht laut und, wie man mir später versicherte, sehr schön und eindringlich: „Wau, wauwau, wau!“
Es dauerte keine halbe Minute und der Erfolg der Maßregel war uns allen klar. Von rechts vorwärts antwortete uns ein Dorfköter! Vergnügt schlug sich der Feldmarschall auf den Oberschenkel und rief: „Sehen Sie, der ist auf den alten Trick wieder hereingefallen … Dort reiten wir hin.“