Textdaten
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Autor: Felix Dahn
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Titel: Traum und Wahrheit
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 39
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Traum und Wahrheit.

Das war vor vielen, vielen Jahren,
0Daß ich durch dies Gelände zog,
Ein Jüngling, dem von braunen Haaren
0Ein froh Gelock das Haupt umflog.

5
Und lachend, wie dies Thalgefilde,

0Lag meine Zukunft hell vor mir:
Rings sah ich gold’ne Traumgebilde –
0Jedoch den schönsten Traum in – Dir.

In Dir, Du Kind von fünfzehn Lenzen,

10
0Du scheues Reh am Waldessaum:

Es hing die Welt voll Blüthenkränzen,
0Und Alles war mir wie ein Traum. –

Heut abermals durch dies Gelände
0Thu’ ich erinn’rungsvolle Fahrt:

15
Schon neigt mein Leben sich zum Ende;

0Im Herbstwind weht mein grauer Bart.

Da seh’ ich Herdesflammen glimmen:
0Das ist Dein Haus – hier waltest Du:
Da hör’ ich helle Kinderstimmen –

20
0Dein Töchterlein hüpft auf mich zu.


Dein Töchterlein von fünfzehn Lenzen!
0Bist Du’s nicht selbst? Ich weiß es kaum:
Nur fühl ich feucht mein Auge glänzen,
0Und Alles ist mir wie ein Traum. –

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Nein! Nicht ein Traum! – Was wir gesonnen,

0Was wir gelebt, gewirkt, erreicht,
Das ist kein Schatte, rasch zerronnen,
0Das ist kein Schein, der schnell entweicht.

Nein, was sich einmal schön vollendet,

30
0Von zartestem Gefühl geweiht,

Das wird uns nie mehr rückgewendet,
0Das ward ein Tropfen Ewigkeit.

 Felix Dahn.