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Da, gewiegt auf Äthergluten,
Von der Wolke Flammenrand,
Blickt sie in die Zeiten-Fluten,
In ein längst entschwundnes Land.

Deckt’s der Nebel dunkle Schleyer —
Sie zerreißt der Blitze Strahl; —
Heller wird die Aussicht, freyer
In das unbekannte Thal.

Und der Vorzeit Helden wallen
Aus der Nebel grauem Flor,
Aus den schwarzen Wolkenhallen
Groß und lichtumstrahlt empor.

Wo des Erdenkörpers Hülle
Ihren reinen Geist umwand,
Ziehen sie in heilger Stille
Über das geliebte Land.

Doch Gewitterschläge rufen
Sie in’s dunkle Haus zurück;
Schaudernd, hin zu seinen Stufen
Folgt bewegt des Sehers Blick.

In der Edwahlschen Kirche, einem recht hübschen Gebäude in gothischer Form und sehr gut unterhalten, sind mehrere Denkmäler aufbewahrt. Unter diesen fielen mir ein paar an den Wänden aufgehangene Tafeln, die mit Gemälden und Schnitzwerk verziert waren, am meisten auf. Die eine Tafel stellt ein auf Nebelwolken knieendes

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/159&oldid=- (Version vom 14.2.2021)