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welchen sich an Schauspielabenden die andere Hälfte des menschlichen Geschlechts zur Hälfte erhebt. Auch sind sie zum Theil so schmal, daß eine Dame von etwas gesegnetem Umfange die ganze Loge ausfüllt, und so, gleichsam wie ein starker Kern, aus der breternen Schale hervorragt.

Der Vorhang — zeigt den Pegasus mit ausgebreiteten Flügeln, auf den Hinterbeinen tanzend. Merkwürdiger ist am Fuß des Parnasses ein Schiff mit der Lübecker Flagge, das die Wogen durchschneidet, und Pegasus hat wohl Recht, sich gegen einen solchen Anachronismus auf die Hinterbeine zu stellen. Eine von den Dekorationen ist ein passendes Seitenstück zum Vorhang. Sie stellt nämlich einen Rittersaal aus dem 13ten oder 14ten Jahrhundert vor; dem ungeachtet erblickt man über einem Fensterbogen den Namenszug des Kaisers, über einem andern das russische Reichswappen, und das Wappen der Stadt Liebau ist sogar zweymal darin angebracht! Über dem Gewölbe vor dem Theater befindet sich eine Uhr, die jedoch niemals geht; und das ist in doppelter Hinsicht

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/106&oldid=- (Version vom 13.12.2020)