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An dieser Stelle ist auch der volkstümlichsten Relationen zu gedenken, die in poetischer Form Hinrichtungen, Mordtaten und andere Schauergeschichten ausmalten und weniger der Neuigkeit, als der Art ihrer Darstellung und der Merkwürdigkeit der beschriebenen Begebenheit wegen in den unteren Bevölkerungsschichten beliebt waren. Hinweise auf diese Literatur finden sich besonders im dritten (letzten) Bande der Crellschen Remarquablen curieusen Briefe.[1] Verfasser zahlreicher solcher poetischer Blätter war Micrander (Johann Gottlob Kittel), der, wie an anderer Stelle erwähnt, um 1730 in Dresden eine geschriebene wöchentliche Zeitung herausgab. Er bezeichnet sich in seinen Schriften als Not. Publ. Caes. und als Cand. Jur. In den Remarquablen Briefen[2] wird er (1733) der „bekannte Dreßdnische blinde Poet genannt.“ Seine Verse werden da zuweilen bei der Besprechung der vorgefallenen Begebenheiten abgedruckt mit dem Hinweise, daß der bekannte Micrander darüber folgende poetische Gedanken gehabt habe; z. B. wie sich eine Fleischersfrau „auf einem grossen Faß, das voller Sauer Kraut . . . zwischen zweyen Schincken“ aufhängte, oder wie ein Scheintoter bei den Hantierungen der Leichenfrau aufwacht.




  1. 13. u. 14. Paquet, 145.–168. Couvert. 1733–1735.
  2. a. a. O. S. 184.