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öffentliche Meinung. Sie sind auch im 18. Jahrhundert oft offiziösen Ursprungs und versuchen in geschickter Weise die öffentliche Meinung durch ausführliche Begründung politischer Unternehmungen zu beeinflussen. Die meist von Ministern, Diplomaten und Professoren verfaßten Staatsschriften veröffentlichen diplomatische Aktenstücke und häufig auch den Schriftwechsel der Souveräne. „Es gibt kaum ein wichtiges Ereignis jener Zeit, wo nicht der ganze offizielle Schriftwechsel schon den Zeitgenossen bekannt gewesen wäre.“[1] Das trifft auch für das Dresden des 18. Jahrhunderts zu.

Sehr beliebt waren neben den politischen die ebenfalls seit Jahrhunderten bekannten Lokalrelationen, welche außergewöhnliche Begebenheiten der Stadt oder ihres Umkreises ausführlich berichteten.

Wie in vielen andern Städten erschienen 1732 auch in Dresden zahlreiche Relationen über Ankunft und Abreise der Salzburger Emigranten. Unter dem Titel: Kurtze Relation, Kurtze doch zulängliche Nachricht, Extract eines Schreibens, Sendschreiben, Merckwürdige und deutliche Nachricht kamen bei P. G. Mohrenthal in Dresden eine große Anzahl dieser Blätter heraus. Predigten, Betrachtungen, Abschieds- und Trostreden wurden gedruckt. Ebenfalls von Mohrenthal herausgegeben war eine in poetischer Form gehaltene „Abbildung eines Salzburgischen Emigranten nach seinen vornehmsten Eigenschaften.“ Auf einer dieser Relationen wird angezeigt: „Im Mohrenthalischen Laden sind von. . . 20 Städten die Nachrichten, wie die Saltzburgischen Emigranten 1732 auffgenommen und bewirthet worden, jeder Bogen vor 6. Pfennige . . . zu haben.“

Später gaben die gespannten Beziehungen des sächsischen Hofes zu Friedrich dem Großen Stoff zu Relationen und Staatsschriften. 1745 erschien in Berlin ein „Manifest Sr. Königl. Majestät in Preußen, gegen den Chur-Sächs. Hof“ und eine „Note Wegen der von den Königl. Pohlnischen und Chur-Sächsischen Irregulairen Trouppen, in den Königl. Preuss. Landen der Neu-Marck, ausgeübten Feindseligkeiten“.

Daraufhin antwortete ein „Schreiben an einen guten Freund betr. das preußische Manifest wider den Chur-Sächsischen Hof.


  1. G. Mentz. Die deutsche Publizistik im 17. Jahrhundert, S. 9.