Seite:Heft23VereinGeschichteDresden1912.pdf/72

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ratsakten[1] geben ein anschauliches Bild der damaligen Zensurverhältnisse, die nichts von der Liberalität verraten, die dem kursächsischen Zensurwesen von einigen Autoren nachgerühmt wird. Es wurde festgestellt, daß sechs Exemplare des Blattes um 3 Pfennige für das Stück verkauft worden waren. Von einem Unbekannten wurden sie in eine Buchhandlung gebracht. 4 Stück hatte „eines Coffe-Schencken Haußknecht,“ je 1 Stück ein Maurermeister und ein Lakai gekauft. Sofort wurden alle Buchläden visitiert, ebenso der Antiquarius. Es ergab sich schließlich, daß je 24 Exemplare vom 1. und 2. Stück von einem Unbekannten an den Buchladen Joh. Nic. Gerlachs geschickt worden waren, der sie für 6 Pf. pro Stück verkauft hatte. Durch Befragung der vier Dresdner Buchdrucker stellte sich heraus, daß die Blätter von dem Buchdrucker Schwencke in Alt-Dreßden ohne Zensur gedruckt worden waren. Der unbekannte Verfasser hatte ihm zu jedem Stück „½ Riß“ Papier geliefert und bei Bezahlung der Druckkosten die Zensur zu vermitteln versprochen. Das vom Leipziger Schöppenstuhl eingeholte Urteil bestimmte, Schwencke solle sich mittels Eides reinigen, daß er den Verfasser nicht kenne und lautete im übrigen auf sechs Wochen Gefängnis nebst Tragung der Kosten. Schwencke starb hierüber im Februar 1726.

Die zweite dieser Wochenschriften, „Das Galante und Gelehrte Dresden,“[2] erschien wöchentlich einen halben Bogen stark. Die erhalten gebliebenen 6 Stück sind numeriert und füllen 56 Oktavseiten. Ein Datum ist nicht angegeben. Über den Inhalt wird einleitend bemerkt, „daß alles vorkommen wird, was das menschliche thun und lassen mit sich bringet“. Die Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Lebens dokumentiert sich in der weiteren Erklärung: „Es wird nicht so abgehen können, daß wir allezeit sachen vorbringen werden, die nur dem tiefsinnigsten gefallen. . . Die frage ob der herr galant ist, ist zum probierstein geworden, wornach das frauenzimmer, alle ihre entschlüssungen gegen das männliche geschlecht, einrichtet. Wir wissen, daß tag und nacht daran gedacht wird. Wir wissen aber auch, daß viele eine unruhigkeit des gemüths empfinden, weil sie ungewiß sind,


  1. B. XVII. 91. 1725. Bl. 1f.
  2. Erster Teil. Im Jahre MDCCXXXV, den 25. Jul. Dresden, in der Hekelischen Buchhandlung.