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Von den ersten drei dieser Wochenschriften sind in der Königl. öff. Bibliothek zu Dresden, in der Stadtbibliothek und in Akten des Ratsarchivs (B. XVII. 91, 1725) zu Dresden einige Blätter erhalten. Der (einzige) Jahrgang der „Braut“ ist (in den genannten Bibliotheken) vollständig erhalten, ebenso die (unter 5 genannten) „Vorlesungen“ (in der Königl. öff. Bibliothek zu Dresden). Die letzten zwei Blätter sind bei Beutler[1] verzeichnet.

Der Dreßdnische Sokrates,“ wie das erste dieser Wochenblätter in den folgenden Ausgaben bezeichnet wird, erschien ohne Angabe von Ort und Datum. Die oft in Briefform gehaltenen Aufsätze erscheinen einmal (im 2. Stück) unter der Angabe: „Weltstadt am 17. Sept. 1715.“ Ein Hinweis auf den Hamburger Patrioten im 1. Stück und Akten des Rats zu Dresden[2] lassen erkennen, daß der Dreßdnische Sokrates erst 1725 herausgekommen ist. Insgesamt sind, wie aus den Akten zu entnehmen ist, 8 Stück gedruckt worden, von denen 6 erhalten sind (1., 2., 3., 4., 5., 7. Stück). Die Blätter haben einen Umfang von 4 Seiten in Quart und sind durchaus volkstümlich geschrieben. Der Inhalt war harmlos, moralisch-vernünftelnd, ganz dem Titel entsprechend. Der Herausgeber (Nicolaus Ludwig Graf von Zinzendorf) schrieb das Blatt allein; aktuelles fehlt vollständig. Dennoch bemerkte er im ersten Stück prophetisch: „Ich weiß wol, daß die Censur-Regeln dem Schreiben ein Ziel stecken. . .“ Seine Leser sollten keinen Beytrag zur Polizey-Ordnung, sondern tieffere aufs Hertz abzielende Morale vermuthen. „Ich werde mich auff Wahrheiten befleißigen, aber auff Wahrheiten, die weder Cantzel noch Altar irren, weder Rath-Hauß noch höhere Jurisdiction turbiren, weder bey Hoff noch in Collegiis Aufsehen machen. . .“ Diesen Versicherungen entsprach der Inhalt denn auch. Im 4. Stück z. B. lautet das Thema: „Weil wir die Furcht des Herrn wissen, suchen wir die Menschen zu überreden.“ Der Text des 5. Stücks ist überschrieben: „Des Todes Stachel ist die Sünde.“

Die Wochenschrift hatte kaum das achte Stück erlebt, als die Zensurregeln dem ahnungsvollen und deshalb anonymen Herausgeber tatsächlich ein Ziel steckten. Die hierüber vorhandenen


  1. Allgemeines Sachregister. Leipzig, 1790. S. 105, 170, 178.
  2. B. XVII. 91. 1725. Bl. 1 bis 16.