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Wetterbeobachtungen – Elbhöheberechnungen – Nachrichten von neuen Etablissements, Schauspielen, Bällen, Concerten – Anzeigen lobens- auch tadelnswürdiger Handlungen – Nachrichten von zufälligen und willkührlichen, glücklichen und unglücklichen Begebenheiten und Ereignissen – Fruchtpreise – vermischte Nachrichten.“

Die vermischten Nachrichten enthalten in Fußnoten ausschweifende Raisonnements. Sehr bald tritt der Nachrichtencharakter des Blattes zurück. War früher die Geschichte der Deckmantel dieser zeitungsähnlichen Journale gewesen, so mußte bei diesem Lokalblatte die moralische Wochenschrift herhalten. Unterhaltende und moralische Artikel treten in den Vordergrund. Neben den Bücheranzeigen des Herausgebers finden sich Anzeigen über Versteigerungen und Unterrichtsanzeigen. Ein Jagdschneider zeigt an, daß „sein treuloses Eheweib heimlich entwichen ist und ihm die Sorgfalt für vier unerzogene Kinder überlassen hat“. Indessen sind die Anzeigen ziemlich spärlich und fallen seit 1793 überhaupt weg. Aus dem Nachrichtenblatt wird immer mehr, wohl wegen der Zensur, ein Unterhaltungsblatt. Obwohl es recht gut geschrieben ist, erlahmte das Interesse des Publikums angesichts dieser Wandlung. Der Verleger hatte beträchtliche Einbuße und ließ die Zeitung 1793 eingehen. Fünf verschiedene Redakteure hatten in den zwei Jahren versucht, den Wünschen des Publikums entgegenzukommen. Mit treffenden Worten schildert der Herausgeber die Zustände am Ausgang des 18. Jahrhunderts:

„Gepreßt zwischen Ängstlichkeit und kleinlichsten Verhältnissen, weiß der Schriftsteller endlich keinen Rath, als zu schreiben, was mitten durch geht, und nirgendwo anstößt, aber eben darum auch herzliche Langeweile verursachet, und sein Geistesprodukt ist dann matt und kraftlos

wie ächter Wein, vom Chymikus
durch die Retort’ getrieben,
zum Teufel ist der Spiritus,
das Flegma ist geblieben.“

Diese Wandlungen der Dresdner Merkwürdigkeiten von 1729 bis 1793 haben also zu keinem bleibenden Ergebnisse geführt.