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Zeitung und Journal waren einmal das Mittel der Nachrichtenmitteilung und zum andern das der Aufbewahrung der Nachrichten. Hierzu kommt, daß die Verfasser meist Gelehrte sind und sich lieber als Geschichtsschreiber, denn als Zeitungsschreiber bezeichnen wollen. So wird das Journal nicht selten zum Raritätenkabinett, das alles aufnimmt, wofern es nur „curieus“ und noch nicht gesammelt ist. Das ist schon damals Crell bewußt geworden. In der Vorrede zum ersten Band seiner „Remarquablen curieusen Briefe“ (1726) bemerkt er: „Die jetzige Zeit kan man mit Recht eine historische Zeit und itziges 18tes Seculum ein Seculum Historicum nennen.“ Das gilt auch von den meisten der im vorigen Abschnitt geschilderten politischen Zeitungen. Es sei nur an „die Cronen von Europa“ und an „das Neueste von der Zeit“ erinnert, oder an die erste Anzeige von Crells Diarium Dresdense vom Jahre 1722. Nicht weniger bezeichnend war die schon erwähnte Ankündigung des „Dresdner Wochenblattes“ von 1794, in welchem „Erzählungen würklicher und ausserordentlicher Begebenheiten aus der Geschichte, angewandt auf die neuesten Weltbegebenheiten“ dargestellt werden sollten. In diesem Zusammenhange sei der Aufsatz eines gewiß sachkundigen Zeitgenossen über die Journale erwähnt.[1] Der Verfasser schreibt unterm 15. Juli 1724 von den Journalen, seit ‚30 Jahren habe er observiret, daß immer in einem Intervallo von 5. oder 6. Jahren etwas neues ausgesonnen wurde‘:

„Im Jahr 1697 kamen die bekandten und noch von vielen beliebten Historischen Geschichts-Calender von allen Reichen und Landen Europä und denen Lebensbeschreibungen derer berühmten Potentaten zum Vorschein . . .

Im Jahr 1702 fiel die Gelehrte Welt auf die itztlebenden Städte, darinnen die in denenselben wohnenden und im Regiment stehenden Personen, auch Künstler alle mit Nahmen, entweder nach ihrem Rang oder nach Alphabetischen Ordnung nebst ihrem Logis erzehlet werden, denn da sahe man das itztlebende Dreßden, Leipzig, Freyberg, Erfurth, Halle u. s. f. welche aber Alle expiriret und aufgehöret, ohne, das itztlebende Leipzig,


  1. Remarquable Curieuse Briefe, Freyburg [Leipzig] 1724. 44. Couvert. S. 281f.