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„angewandt auf die neuesten Weltbegebenheiten“ und bringt, um die Harmlosigkeit weiter zu beweisen, auch noch moralische Betrachtungen. Diese Bestrebungen, einen Ersatz für politische Blätter zu schaffen und politische Nachrichten unter irgend welcher Form einzuschmuggeln, ist für das Dresdner Zeitungswesen des 18. Jahrhunderts charakteristisch. Das „Dreßdner Wochenblatt“ erschien vom 3. Januar 1795 ab und wurde alle Wochen (Montags) 16 Seiten 8° stark zum vierteljährlichen Preis von 6 Gr. ausgegeben. Die ersten Stücke enthielten harmlose Betrachtungen über die französische Revolution, kurze politische Nachrichten aus Polen, Preußen und Frankreich und Gedichte, sowie Aufsätze belehrender und unterhaltender Art. Immerhin schien dem Kurfürsten das Blatt noch nicht harmlos genug zu sein. Er untersagte am 2. März 1795 die weitere Herausgabe.

Der Kampf der politisch-historischen Journale gegen das immer mehr als unzeitgemäß empfundene Privileg der Leipziger Zeitung, zugleich auch der Kampf um das Recht auf Inserate, spiegelt sich deutlich wieder in den Akten über die Gründung des „Allgemeinen Sächsischen Annalisten“[1] und der „Sächsischen Annalen“ im vorletzten und letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Diese Streitigkeiten endigten schließlich zugunsten des in Dresden und Leipzig erscheinenden „Annalisten“. Ein kurfl. Reskript vom 20. September 1792[2] entschied: „So viel den Sächsischen Annalisten, welcher monatlich zweymal ausgegeben werden, und zuerst politische Ereignisse darstellen soll, anlanget, da ist nach dem in ähnlichen Fällen angenommenen Grundsatze dergleichen Darstellung politischer Begebenheiten nur in monatlichen Schriften, mit D. Richtern nur Einmal im Monat nachzulassen, annebst die Einrückung auswärtiger und außergerichtlicher Avertissements ohne Unterschied, die Einrückung gerichtlicher Bekanntmachungen aber nur alsdann erst, wenn selbige zuförderst den Leipziger Zeitungen bereits inseriret worden, zu verstatten.“ Die Leipziger Zeitung war also noch die einzige politische Zeitung in den kursächsischen Landen. Diejenigen Blätter, welche politische Ereignisse


  1. „Der allgemeine Sächsische Annalist, ein Blatt für den Bürger und Landmann. Mit Churfl. Sächs. gnäd. Privilegio. 1. Vierteljahr 1793. Dresden und Leipz. bei Dr. Carl Christ Richtern.“
  2. Akten des H. St. A. 11381. Vol. II. Bl. 27f.