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wohl das Interesse ihrer Leser verloren. Auch an gelehrten Streitereien über die Buchbesprechungen scheint es nicht gefehlt zu haben. Weder im Hauptstaatsarchiv noch im Ratsarchiv zu Dresden waren Akten über die Dreßdnischen Nachrichten aufzufinden. – Die Anzeigen betrafen meist ausländische und gelehrte Bücher und erschienen als Geschäftsanzeigen des Verlegers in der Regel mit dem Vermerk: „bey dem Verleger dieser Nachrichten sind zu haben.“

Die nächsten Jahrzehnte brachten keine neuen Versuche zur Gründung politischer Zeitungen. In den kriegerfüllten 40er und 50er Jahren enthielt mitunter der Dresdner Anzeiger auf die lokalen Verhältnisse bezügliche Mitteilungen. Die politischen Nachrichten aber fanden in der primitiveren Form der Relation einen besseren Absatz. Wie sehr das Zeitungswesen noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts darniederlag, beweist die Tatsache, daß erst 1795 wieder ein schüchterner Versuch zu einem politischen Blatte gewagt wurde. Es war das von dem ehemaligen Wittenberger Studenten Carl Wilhelm Tronicker aus Dresden herausgegebene „Dreßdner Wochenblatt.“ Die Ratsakten beginnen nicht eben verheißungsvoll mit dem Wittenberger Relegationspatent Tronickers.

Das Blatt war wohl als Ersatz für die Neuen Dresdner Merkwürdigkeiten gedacht, die seit 1794 nicht mehr erschienen. Nach einer Ankündigung vom 20. November 1794 sollte es enthalten: „Einen kurzen, für den gemeinen Mann faßlichen Auszug aus den Zeitungen; Erzählung würklicher und außerordentlicher Begebenheiten aus der Geschichte, angewandt auf die neuesten Weltbegebenheiten, Handlungen der Menschen in allerley Lagen, die von ihrer Güte, Schwachheit oder Boßheit zeugen; Erklärungen bürgerlicher Gesetze zur Warnung und Belehrung des Bürgers und Landmanns; Schilderungen verschiedener Karaktere, die uns im gemeinen Leben aufstiessen; Anekdoten, vorzüglich aus dem Leben großer Männer, Gedichte usw.“ Diese Ankündigung läßt es fraglich erscheinen, ob das Dresdner Wochenblatt den Zeitungen oder den Journalen zuzuzählen ist. Beabsichtigt ist die Mitteilung politischer Nachrichten. Weil dies aber der entgegenstehenden Privilegien und der immer strenger werdenden Zensur wegen unmöglich ist, behilft man sich mit geschichtlichen Erzählungen,