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19. Jahrhundert außer Zeitungen und Büchern auch Lotterielisten ausgelegt, Klaviere und Gitarren verliehen und Materialwaren verkauft.[1]

4. Die Persönlichkeiten.

Die Anfänge des Dresdner Zeitungswesens im 18. Jahrhundert zeigen deutlich, daß für das Entstehen dieser lokalen Literatur wirtschaftliche Motive bestimmend waren. Die führenden Persönlichkeiten, deren Wirken dieser Entwicklung ein charakteristisches Gepräge gab, waren der Hof- und Kommerzienrat Paul Jacob Marperger und der Dresdner Notar und Chronist Johann Christian Crell.

Der Ökonomist P. J. Marperger war 1656 zu Nürnberg geboren. Er hatte in Altorf studiert, auf weiten Reisen viel gesehen und auch das Zeitungswesen genau kennen gelernt. Seit 1708 Mitglied der Sozietät der Wissenschaften in Berlin, wurde er bald als königl. polnischer und kurfürstl. sächsischer Hof- und Kommerzienrat nach Dresden berufen, wo er am 27. Oktober 1730 starb.[2] Er war ein überaus fruchtbarer Schriftsteller und zugleich ein Projektenmacher, wie sie die Zeit des Merkantilismus hervorbrachte.

Der Mittelpunkt des Dresdner Zeitungswesens im 18. Jahrhundert aber war Johann Christian Crell. Er ist am 7. Juli 1690 in Dresden geboren.[3] Sein Vater war „Theol. Cand., Bürger und 43jähriger Privat-Informator“ in Dresden. Crell lernte von 1703 bis 1705 als Musiker. Da er große Lust zu allerlei Studien zeigte, schickte ihn sein Vater mit 16 Jahren auf die Dresdner Kreuzschule. Nach bestandener Prüfung bezog er Ostern 1712 die Universität Leipzig. Schon nach einem Jahre wurde er nach vorangegangenem Examen „zum Notario Publ. Caes. creirt“ und erhielt „die würckliche Notariats-Immatriculatur bey hiesiger hochlöbl. Landes-Regierung.“[4] In Leipzig machte er die Bekanntschaft von Christian Thomasius und verschaffte sich einen Nebenverdienst „durch Abschreiben derer Collegiorum“. Er konnte,


  1. Jubiläumsblatt des Dresdner Anzeigers v. 1. Sept. 1880.
  2. Allgemeine deutsche Biographie, 20. Bd. Leipzig 1884. S. 405.
  3. Curiosa Saxonica, 1763, S. 130f.: „Leben Herrn J. C. Crells, vormahligen Verfassers dieser Curiosorum, von ihm selbst beschrieben.“
  4. Daselbst S. 156f.