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aber es verbindet sich jetzt damit das Bestreben, diese Nachrichten zu sammeln und sie, wie auch die politischen, zu deuten, um den Leser zu belehren. Man will pragmatische Geschichte schreiben und ist bemüht, auf diese Weise nicht nur lokale Nachrichten, sondern unter dem Vorwande der Geschichtsschreibung auch politische Neuigkeiten, wenn schon mit halbmonatlicher oder monatlicher Verspätung, zu bringen und durch Raisonnement die fehlende Aktualität zu ersetzen. Je strenger im Laufe des 18. Jahrhunderts die Zensur gehandhabt wurde, und je eifersüchtiger die Inhaber der Zeitungsprivilegien über ihre Rechte wachten, desto mehr sahen sich die Herausgeber gezwungen, ihre Zeitungen und Journale auf neutrales Gebiet zu retten. So vollzieht sich allmählich eine Schwenkung. Moralische und naturwissenschaftliche Journale treten in den Vordergrund. Und die vielen Dresdner Journale des 18. Jahrhunderts mußten wohl diesen Weg gehen. Denn sie bestanden nicht um ihrer selbst willen und dienten nicht einem längst gefühlten Bedürfnisse, sondern waren Nachahmungen und dienten buchhändlerischer Spekulation. Nur einige hatten als Zeitungssurrogate eine Daseinsberechtigung.

3. Buchhandel, Auktions- und Zeitungswesen. Berufs-Vereinigung.

Für die Entwicklung dieses lokalen Zeitungswesens ist die Stellung der „Buchführer“ charakteristisch. Sie gehörten auch in dieser Entwicklungsperiode des Zeitungswesens zu den Führenden, wie ja das lokale Zeitungswesen dem Bücherwesen nähersteht, als dem Postwesen. So waren Buchhändler die ersten Inserenten, und förderten das Intelligenzwesen. Die „Dresdner wöchentlichen Frag- und Anzeigen“ sind 1730 von einem Buchhändler gegründet worden.

Zu jener Zeit befand sich der Dresdner Buchhandel in sehr bescheidenen Verhältnissen. Zwar bestanden am Ende des 17. Jahrhunderts fünf privilegierte Buchläden in Dresden[1]. Aber die Entwicklung stockte in der folgenden Zeit. Neben den Buchläden bestanden einige „Disputationsläden“, deren Inhaber ebenso wie die Buchführer kommissionsweise den Verkauf von Medikamenten


  1. (Dresdner) Ratsakten B. XVII, 360 m. 1725. Bl. 34b.