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von Johann Gottfried Gutkäß vorgelegten „Projekt zur Einrichtung eines regulierten Adreßwesens“ wird (unter Punkt 12) angeregt,[1] „ob nicht auch alhier wöchentlich zweymahl teutsche Zeitungen (also politische) zu drucken, und solche inn und außer Landes auf Verlangen gegen eine gewiße Gebühr zu communiciren, da bis daher die geschriebenen Blätter, vielen sehr angenehm gefallen, und hierdurch denen Leipziger Zeitungen[2] kein Abbruch geschehen.“ Dieser Vorschlag kam, wie das ganze Projekt, nicht zur Ausführung. Wenn man bedenkt, daß Städte wie Gotha, Altenburg und Koburg am Ende des 17. bzw. am Anfang des 18. Jahrhunderts eigene politische Zeitungen besaßen[3], so erscheint es befremdlich, daß die Entwicklung des Dresdner Zeitungswesens so lange Zeit zurückblieb. Indessen war Dresden kein Verkehrsmittelpunkt, auch standen die Privilegien der Leipziger Zeitung, die allein politische Nachrichten bringen durfte, im Wege. Schließlich war auch die Nähe des Kurfürsten und seiner Räte nicht geeignet, eine ungestörte Entwicklung der Zeitungen und Journale zu befördern. Die Geschichte des Dresdner Zeitungswesens zeigt zur Genüge, daß das Mandat über die Aufsuchung famoser Schriften vom 5. Dezember 1683 auch im 18. Jahrhundert streng durchgeführt wurde.

2. Der Charakter der Lokalzeitungen.

Um 1700 beginnt mit den lokalen Zeitungen und Journalen eine neue Entwicklungsstufe im deutschen Zeitungswesen. So kläglich diese Anfänge heute erscheinen mögen, so waren sie doch mehr als eine Folge der Auflösung des alten deutschen Reichs und des wachsenden Partikularismus. Sie sind ohne ein entwickeltes geistiges und wirtschaftliches Leben nicht denkbar und bedeuten einen großen Fortschritt gegenüber den gelegentlichen Lokalrelationen des 16. und 17. Jahrhunderts. Zwar finden sich auch später hauptsächlich Berichte über fürstliche Divertissements, Stadtneuigkeiten, Hinrichtungen, Unfälle und Naturerscheinungen,


  1. Akten des H. St. A. 30501. (= Akten des Kgl. Haupt-Staatsarchivs in Dresden). o. Bl.
  2. Gemeint ist die „Leipziger Zeitung.“
  3. R. E. Prutz, Geschichte des deutschen Journalismus. S. 224.