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den 18. Martii, Ao. 1702.“ – „Wir vernehmen“, heißt es in dem wieder an den Rat zu Leipzig, als dem Hauptsitz des sächsischen Preßgewerbes gerichteten Mandat, „ob wolte sowohl die Ausstreu- und Publicirung allerhand famoser Schrifften und Pasquillen wider Hohe und Niedrige fast gemein, und selbe sogar an denen Ecken derer Gassen affigiret und in die Häuser geworffen, als auch von hier [in Dresden] und Leipzig, wie öffters aus denen fremden Zeitungen zu ersehen, allerhand nachtheilige Raisonnements und vielerley praejudicirliche zum öfftern unwahre Relationes geschrieben werden; . . . und Wir weder die Publicirung solcher famoser Schrifften, noch auch dergleichen ungebührliche Correspondenz gestattet wissen wollen.“ Von den hier erwähnten Relationen aus dem zu Ende gehenden 17. Jahrhundert ist in Dresden nichts mehr zu finden. Auch in den frühesten Journalen fehlt jeder Hinweis, so daß das obige Mandat der einzige sichere Nachweis für das Vorhandensein einer Dresdner Zeitungsliteratur vor 1714 ist, in welchem Jahre die erste Dresdner Zeitung, das handschriftliche Diarium Dresdense, begann. Ob neben den erwähnten Correspondenzen für auswärtige Blätter und den gedruckten Relationen auch handschriftliche Zeitungen gemeint sind oder sogenannte Briefzeitungen, muß dahingestellt bleiben. Die geschriebene Zeitung war jedenfalls diejenige Form, die am ersten die Zensur umgehen konnte, und hat sich deshalb bis ins 19. Jahrhundert hinein großer Beliebtheit erfreut.

Wie streng die Zensur im 18. Jahrhundert in Dresden geübt wurde, beweisen die zahlreichen Untersuchungsakten. Gründlicher als die Zensur räumte später in Österreich der in Deutschland unbekannt gebliebene Zeitungsstempel unter der Presse auf, der durch Hofdekret vom 11. Mai 1789 eingeführt wurde.[1] Daß auch der Anzeigenteil der Zeitungen einer strengen Zensur unterworfen war, zeigt die Geschichte der Leipziger Zeitung und des Basler Avisblattes.[2]

Angesichts dieser Hemmnisse war es kein Wunder, daß die Zeitungen unter einem jämmerlichen Drucke vegetierten. In einem


  1. Die periodische Presse Österreichs. Eine historisch-statistische Studie von Dr. Johann Winckler. S. 54.
  2. F. Mangold, Das Basler Avisblatt. S. 216.